Börse-Stuttgart-Chef Völter: "Hürden schnell abbauen"
€uro am Sonntag: In einer repräsentativen Studie mit dem Deutschen Aktieninstitut haben Sie nach den Gründen gesucht, warum nicht mehr Deutsche in Aktien anlegen. Warum tun wir uns so schwer?
Michael Völter: Die Vorteile der Aktie beim langfristigen Vermögensaufbau liegen eigentlich auf der Hand. Es sind auch keine sachlichen Gründe, die viele von der Aktienanlage abhalten, sondern Missverständnisse, eine gewisse Gleichgültigkeit in Gelddingen oder irrationale Gründe wie ein schlechtes Bauchgefühl.
Was kann man da machen?
Wertpapierkultur beginnt in den Köpfen. Da werden wir mit hartnäckiger Aufklärung auch in Zukunft unseren Beitrag leisten. Wenn sie Altersarmut wirklich verhindern will, sollte sich aber auch die Politik für die Aktienanlage einsetzen - gerade in Zeiten niedriger Zinsen.
Mit Mifid II hat die Politik aber gerade das Gegenteil getan. Immer mehr Banken und Sparkassen ziehen sich angesichts eines geradezu aberwitzigen regulatorischen Aufwands aus der Anlageberatung zurück.
Das erfüllt uns in der Tat mit Sorge. Denn unsere Untersuchung hat gezeigt, dass der entscheidende Anstoß, sich mit Wertpapieren zu beschäftigen, auch in Zeiten des Internets oft von einem kompetenten Berater kam. Kann Anlageberatung nicht mehr mit vertretbarem Aufwand durchgeführt werden, fehlt dieser Impuls. Diese zuletzt errichteten Hürden müssen ganz schnell wieder abgebaut werden.
Was wünschen Sie sich noch?
Wir brauchen mehr Mut zur Aktie. Wenn sich die Menschen etwas zutrauen, Gleichgültigkeit überwinden und ihr Wissen erweitern, ist der schwerste Schritt getan. Unsere Studie verdeutlicht: Wer erst einmal Aktien besitzt, sieht die Anlageform grundsätzlich positiver.
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