Privatsektor bleibt wichtiger Finanzier britischer Staatseisenbahnen

In einem ambitionierten Manöver leitet die britische Labour-Partei eine umfassende Reform der nationalen Eisenbahnen ein, wobei die privaten Besitzer der rollenden Züge eine zentrale Rolle in diesem Vorhaben spielen werden. Konträr zu den Erwartungen hat Labour sich entschieden, die Eigentümer der Züge nicht zu verstaatlichen, obwohl in den nächsten Jahren eine Renationalisierung des Personenverkehrssektors geplant ist.

Die als Roscos bekannten Rolling-Stock-Companies sind zwar für Fahrgäste unsichtbar, stellen jedoch das finanzielle Rückgrat der Industrie dar. Über die letzten drei Jahrzehnte kauften sie Passagierzüge und vermieteten diese weiter an private Betreiber. Im letzten Finanzjahr gab die Branche über drei Milliarden Pfund für Leasingkosten aus – ein beträchtlicher Anteil der Gesamtausgaben.

Zu diesen Gesellschaften zählen namentlich Angel Trains, Eversholt und Porterbrook, die nach Privatisierungsbemühungen in den 90er Jahren durch Management-Buyouts entstanden sind. Seitdem wurden sie an verschiedene Investoren verkauft, darunter CK Hutchison aus Hongkong, der deutsche Allianz-Konzern sowie das kanadische Public Sector Pension Investment Board.

Labour plant die größten Veränderungen des Eisenbahnsektors seit einer Generation und möchte bei einer Regierungsübernahme alle Passagierzugunternehmen nationalisieren. Betriebe wie Avanti West Coast und Great Western Railway würden dann ebenso dem staatlichen Netzwerkmanager Network Rail angegliedert.

Gewerkschaften kritisieren jedoch die Beibehaltung der Roscos im privaten Sektor, welche seit 2016 Dividenden von 1,5 Milliarden Pfund an ihre Eigentümer ausgezahlt haben, und fordern ebenso deren Verstaatlichung. Louise Haigh, Schattenverkehrsministerin der Labour-Partei, verteidigt allerdings die Strategie und betont den pragmatischen, nicht ideologisch getriebenen Ansatz im Umgang mit dem Privatsektor.

Experten aus der Branche erklären, dass eine Nationalisierung der Roscos eine weitaus teurere und kompliziertere Herausforderung als die Übernahme der Betreiber darstellen würde. Die Labour-Partei versichert, dass der Prozess der Übernahme kostenneutral erfolgen werde, indem vorhandene Verträge auslaufen oder Kündigungsklauseln aktiviert werden.

Mark Swindell, CEO von Rock Rail, hebt die Milliardeninvestitionen durch Pensionsfonds und institutionelle Anleger als stützende Säule der Industrie hervor. Er verteidigt zudem die Profitmargen als angemessen.

Auch das Vereinigte Königreichs zuständige Branchenverband, Rail Industry Association, zeigt sich unterstützend. Unter Hochrechnungen wird in den kommenden Jahren ein jährlicher Finanzierungsbedarf von 1,5 Milliarden Pfund für neue Züge notwendig sein – eine Summe, die voraussichtlich weiterhin privat finanziert wird.

Am Ende bleibt für die Branche die Gewissheit, dass trotz der beabsichtigten Renationalisierung, der private Sektor ein relevanter, finanzieller Akteur im britischen Eisenbahnsystem bleibt. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Business
[Eulerpool News] · 26.04.2024 · 05:33 Uhr
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