FTC-Entscheidung gegen Wettbewerbsverbote erschüttert Wall Street

Die jüngste Maßnahme der US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC), die Wettbewerbsverbote für die meisten Beschäftigten kippt, hat in den Bürotürmen der Wall Street für Aufruhr gesorgt. Angesichts der Entscheidung, die sowohl bestehende als auch ab August geplante Verträge für ungültig erklärt, sind Finanzunternehmen gezwungen, ihre Strategien in Bezug auf Arbeitsverträge zu überdenken. Mit einer knappen Mehrheit hat die FTC unter Vorsitz von Lina Khan diesen Schritt vollzogen und signalisiert damit das Ende einer Ära strikter Restriktionen im Arbeitsmarkt der Finanzbranche.

Die bisherigen Regeln – darunter bezahlte Auszeiten ("gardening leave") und das Einbehalten von aufgeschobenen Bonuszahlungen beim Wechsel zu einem Konkurrenzunternehmen – stehen auf dem Spiel. Talentvermittler wie Laura Pollock von Third Street Partners sind sich sicher: Durch die neue Regelung werden Wechsel erleichtert und gut geführte Firmen können dadurch einen Vorteil erzielen, indem sie attraktivere Angebote unterbreiten.

Kritiker aus der Industrie befürchten hingegen, dass amerikanische Finanzfirmen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und ein Anstieg von Rechtsstreitigkeiten droht. Jennifer Han vom Managed Funds Association bemängelt die pauschale Herangehensweise der FTC, die den Erfolg der Kapitalmärkte riskiere. Darüber hinaus bezweifelt die Handelskammer der USA die Legitimität von FTCs Vorgehen und hat bereits eine Klage eingereicht.

Rechtsanwälte und Finanzunternehmen suchen derweil nach Alternativen, um trotz allem geistiges Eigentum und Handelsgeheimnisse zu schützen. Kathryn Mims von der Anwaltskanzlei White & Case unterstreicht die weitreichenden Konsequenzen dieser Regel, welche Mitarbeiter auf verschiedenen Ebenen betreffen werde. Eine Herausforderung sei der Umgang mit Vertraulichkeit während der Übergangszeit.

Die Anpassung an das Verbot von Wettbewerbsklauseln könnte auch zu einem vermehrten Auftreten von Klagen wegen Diebstahls von Firmengeheimnissen führen, wie im Fall des Handelshauses Jane Street gegen zwei Ex-Mitarbeiter. Ebenfalls könnte es zu neuen Ansätzen bei der Ausgestaltung von Bonuszahlungen kommen, was vor allem kleineren Unternehmen den Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte erleichtern würde.

Für traditionelle Banken könnte sich eine Nische auftun, da die Branchenvereinigung Sifma argumentiert, FTC habe nicht die Befugnis, über Banken und Kreditinstitute zu bestimmen. Dennoch ist es möglich, dass Bankaufsichtsbehörden die Regeln der FTC übernehmen könnten.

Die Anwältin Christen Sewell von Covington & Burling weist darauf hin, dass Geheimhaltungs- und Nichtabwerbungsvereinbarungen weiterhin eine Rolle spielen werden, um sensible Informationen zu schützen. Dies veranlasst Unternehmen dazu, kreative Lösungen zu suchen.

Wall Street-Fachkräfte könnten von dieser Änderung profitieren, indem sie als Fundament für Verhandlungen genutzt wird, um bessere Arbeitsbedingungen oder höhere Gehälter zu erwirken. Laut Peter Orszag, CEO von Lazard, liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, sein Unternehmen als attraktiven Arbeitsplatz zu positionieren. (eulerpool-AFX)