Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden notwendig?
Ob ein Autounfall, eine Sportverletzung oder eine falsche Bewegung beim Spielen mit den Kindern: Eine Berufsunfähigkeit kann viele Ursachen haben. Doch diese sind nicht immer körperlich. Etwa jeder Dritte ist aufgrund von psychischen Erkrankungen berufsunfähig. Um im Ernstfall nicht vor dem finanziellen Ruin zu stehen, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung notwendig.
Im Laufe seines Berufslebens wird etwa jeder vierte Erwerbstätige berufsunfähig. Doch obwohl eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden notwendig ist, hat von bundesweit mehr als 42 Millionen Erwerbstätigen nicht einmal die Hälfte eine solche Absicherung, sagt Jörg Fürstenwerth vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Ihm zufolge nehmen viele Arbeitnehmer an, dass sie aufgrund eines vergleichsweise risikoarmen Berufs sicher nicht berufsunfähig werden.
Dabei geht eine Berufsunfähigkeit längst nicht mehr allein auf körperliche Beschwerden wie Rückenprobleme oder ein kaputtes Knie zurück. Vielmehr sind psychische Erkrankungen mit rund 32 Prozent inzwischen die häufigste Ursache, zeigt eine aktuelle Analyse von Morgen und Morgen. Die Folgen einer Krebserkrankung machen etwa 16 Prozent der Leistungsfälle aus. Der Verlust der Arbeitskraft ist demnach nicht an eine bestimmte Tätigkeit geknüpft, sondern kann jeden treffen. Daher ist auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden wichtig.
Wer braucht eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Fürstenwerth betrachtet eine Berufsunfähigkeitsversicherung grundsätzlich für jeden Erwerbstätigen als notwendig. Denn kann ein Mensch seine gewohnte Arbeit aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung nicht mehr ausüben, fällt sein gesichertes Einkommen weg. Teilweise müssen sich Patienten zudem je nach ihren Beschwerden an den Therapiekosten beteiligen. Ihren üblichen Lebensstandard können viele Personen somit nur schwer aufrechterhalten.
Aus diesem Grund sehen auch Verbraucherschützer die Berufsunfähigkeitsversicherung als notwendig an. Ähnlich wie der GDV rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen besonders jungen Menschen zum Vertragsabschluss. Für sie sind die Beiträge aufgrund ihres oftmals geringeren Gesundheitsrisikos relativ gering. Sie können ihre Arbeitskraft demnach schon für wenig Geld absichern.
Service: Wie viel Sie für die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen, richtet sich einerseits nach Ihrem individuellen Risiko, andererseits nach den gewünschten Leistungen. Mit dem Vergleichsrechner finden Sie einen Tarif, der am besten zu Ihnen passt.
Für wen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung notwendig?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für jeden notwendig und wichtig. Denn mit ihr bekommen Versicherte meist bis zum Renteneintritt eine vorab fest vereinbarte monatliche Rente, mit der sie Kosten wie die Miete oder einen laufenden Kredit decken können. Oftmals ist dies nicht nur für sich selbst eine sinnvolle Entscheidung, sondern auch für die Liebsten. Wird beispielsweise der Hauptverdiener der Familie berufsunfähig, stehen seine Angehörigen ebenfalls vor finanziellen Schwierigkeiten, weil ihnen ein regelmäßiges Einkommen fehlt.
Wer sich für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung entscheidet, sollte dabei einige wichtige Punkte beachten. So empfiehlt es sich beispielsweise, eine Nachversicherungsgarantie zu vereinbaren, mit der die vereinbarte Rente ohne eine erneute Gesundheitsprüfung je nach Lebenssituation nochmals erhöht werden kann. Weiterhin sollte der Vertrag keine "abstrakte Verweisung" beinhalten. Damit schützen sich Versicherte davor, dass der Versicherer die Zahlung verweigert, weil der Betroffene trotz seiner Beeinträchtigung in einem gleichwertigen anderen Beruf arbeiten könnte.
Tipp: Vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist es notwendig, sich ausführlich beraten zu lassen, damit im Leistungsfall keine ungewollten Überraschungen drohen.
Warum meiden viele Menschen eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Viele Erwerbstätige drücken sich davor, eine für sie notwendige Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, weil sie glauben, ihr Antrag würde ohnehin abgelehnt werden, so der GDV. Dabei nehmen die Versicherer rund 94 Prozent der Anträge an. Nur in Einzelfällen würden Versicherungsanwärter abgelehnt, beispielsweise weil das Risiko aufgrund von Vorerkrankungen zu hoch ist. Einige Menschen befürchten außerdem, dass ihr Versicherer im Leistungsfall die Zahlung verweigert. Dies versucht der GDV zu entkräften und weist darauf hin, dass die Summe der gezahlten Leistungen im letzten Jahr auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen ist. Im Vergleich zu 2015 sei dies eine Erhöhung um fast 160 Millionen Euro.