Energiezuschub für Stahlriesen: Thyssenkrupp Steel holt EPCG an Bord
Ein strategischer Wendepunkt zeichnet sich für die Stahlsparte des Industriegiganten Thyssenkrupp ab. Mit dem Einstieg des tschechischen Energieunternehmens EP Corporate Group (EPCG), geführt von Milliardär Daniel Kretinsky, erhält Thyssenkrupp Steel einen potenziellen Gleichgesellschafter. Die Essener verkündeten, dass anfänglich 20 Prozent der Anteile in die Hände von EPCG übergehen, wobei zugleich Verhandlungen über die Akquisition eines zusätzlichen 30-Prozent-Anteils andauern. Das ultimate Ziel ist die Errichtung eines Joint Ventures auf Augenhöhe, in dem beide Seiten zu gleichen Teilen involviert sind.
Diese Neuigkeiten lösten auf dem Parkett eine Erholungsrally aus; die Papiere von Thyssenkrupp verbuchten zeitweise ein zweistelliges Kursplus. Zur Entspannung des gebeutelten Unternehmens beigetragen hat speziell die Aussicht auf ein Ende der Kapitalflucht. Eine vollständige Abspaltung der Stahlsparte könnte laut Analysten die finanzielle Lage des Konzerns merklich konsolidieren, obgleich der Bereich vorläufig in der Bilanz verbleibt.
Die Transaktion, deren finanzielle Details nicht publik gemacht wurden, hat für Thyssenkrupp über das Monetäre hinaus noch einen weiteren essenziellen Nutzen: Die Essener planen, mithilfe der EPCG des visionären Energiemagnaten Kretinsky die Transformation hin zu grünem Stahl und CO2-Neutralität zu forcieren. Das energieaffine Know-how von EPCG soll insbesondere bei der Wasserstoff- und Energieversorgung sowie der Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie zum Tragen kommen.
Während in der Stahlbranche bereits das Angespannt-Sein der Saiten spürbar ist, besteht Hoffnung, dass die Transaktion noch im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. September endet, vollzogen wird. Ungeachtet der harschen Kritik der Arbeitnehmervertreter an dem plötzlichen Einstieg von EPCG und dem Mangel an Partizipation wird betont, dass Tarifverträge unangetastet bleiben.
Für den in Bedrängnis geratenen Konzern könnte die neue Kooperation mit dem strategisch wertvollen Partner eine Schlüsselrolle bei der notwendigen Restrukturierung und Neupositionierung einnehmen, auch wenn kritische Stimmen auf die Unvorhersehbarkeit des Weges hinweisen. Die eingeforderte Beteiligung der Mitbestimmung und ein schlüssiges Zukunftskonzept für den Stahl der nächsten Generation bleiben wesentliche Ansprüche der Belegschaft. (eulerpool-AFX)