Das unerschütterliche Bollwerk: Frankreichs Bauern prägen die Politik

Von Paris bis Brüssel – Wie Frankreichs Landwirte mit ihrer mächtigen Stimme Macron herausfordern und die europäische Agrarpolitik gestalten.
Bauern in Aufruhr: Ein Meer aus Traktoren als Zeichen des Widerstands gegen Macrons Agrarpolitik.

In Frankreich, dem Land der Revolutionen, zeigt sich einmal mehr, dass der Geist des Widerstands lebendig ist – diesmal in Gestalt seiner Bauern. Präsident Emmanuel Macron, der Frankreich gerne als eine agile Start-up-Nation sieht, wird mit der Realität konfrontiert, dass sein Land im Kern immer noch tief verwurzelt ist in seiner agrarischen Identität.

Die Landwirte, die traditionell als Rückgrat der französischen Wirtschaft und Gesellschaft gelten, sind heute politische Schwergewichte, deren Einfluss weit über die Felder hinausreicht.

Ein Präsident unter Bauern

Auf dem Salon de l’Agriculture, der größten Landwirtschaftsmesse Frankreichs, zeigt Macron Präsenz, streichelt Kühe und diskutiert mit Landwirten. Doch der Empfang ist frostig: Pfiffe und Buhrufe begleiten seinen Marathonbesuch.

Von Pfiffen empfangen: Präsident Macron konfrontiert mit der rauen Realität der ländlichen Unzufriedenheit in Frankreich.

Es ist ein deutliches Zeichen des Unmuts über die Regierungspolitik, die viele Bauern als bürokratisch und ihre Einkommen gefährdend empfinden. Macron, der die Krise zunächst seinem Premier überließ, kann und will diese Stimmen nicht länger ignorieren.

Die Macht der Landwirte

Die Bauern in Frankreich genießen eine breite gesellschaftliche Unterstützung, die sich nicht zuletzt in den massiven Protesten gegen die Regierung manifestiert. Mit 9,5 Milliarden Euro an EU-Beihilfen sind sie die Hauptprofiteure der gemeinsamen Agrarpolitik – ein Status, der ihnen ermöglicht, die nationale und europäische Politik maßgeblich zu beeinflussen.

Dieser Einfluss, gepaart mit der tiefen Verwurzelung in der französischen Identität, macht die Landwirte zu einer fast unantastbaren politischen Kraft.

Eine Gesellschaft steht hinter ihren Bauern

Trotz des schrumpfenden Anteils der Landwirtschaft am BIP bleibt die Solidarität mit den Bauern ungebrochen. Die mediale Berichterstattung über die „Agrarkrise“ und Umfragen, die eine überwältigende Unterstützung für die Protestbewegung zeigen, unterstreichen die Sonderstellung der Bauern in der französischen Gesellschaft.

Solidarität über Grenzen hinweg: Die französischen Bauernproteste ziehen Unterstützung aus der ganzen Nation und fordern europaweite Veränderungen.

Macron und seine Regierung werden als Hauptverantwortliche für die Krise gesehen, eine Wahrnehmung, die den Druck auf die politische Führung weiter erhöht.

Frankreich gegen den Rest Europas

Frankreichs Regierung verspricht Nothilfen und bürokratischen Abbau, setzt sich auf EU-Ebene für eine Lockerung von Umweltstandards ein und blockiert Freihandelsabkommen, die den Agrarsektor bedrohen könnten. Diese Maßnahmen zeigen die Bereitschaft, die Interessen der Landwirte auch gegen internationale Trends und Partner zu verteidigen.

Die Bauernbewegung in Frankreich, gestärkt durch eine „Protesttradition“, sieht sich in einer deutlich besseren Position als ihre deutschen Kollegen, denen es an vergleichbarer politischer Unterstützung mangelt.

Macron zwischen Landwirtschaft und Weltpolitik

Selbst als die Augen der Welt auf die Ukraine gerichtet sind, lässt Macron die internationale Bühne für einen Moment hinter sich, um auf dem Salon de l’Agriculture für die Landwirte da zu sein.

Diese Entscheidung symbolisiert die Gewichtung innenpolitischer Themen in Macrons Agenda und zeigt, dass auch in Zeiten globaler Krisen die Anliegen der französischen Bauern nicht ignoriert werden können.

Politik
[InvestmentWeek] · 03.03.2024 · 07:00 Uhr
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