«Oh Hell»: Bullshit-Bingo in der Agentur

In der zweiten Staffel wechselt die Szenerie zwischen Meikes Agentur und einer Psychiatrie. Der Zuschauer soll sich fragen, wer überhaupt die wirklich Kranken sind.
Bild: Quotenmeter

Vor knapp zwei Jahren tanzte Helena Sternberg (Mala Ende) vor der Haustür ihrer wohlhabenden Kindheitsfreundin Maike (Salka Weber), als deren Partner Jason (Madieu Ulbrich) die Tür öffnete, während drinnen eine Party gefeiert wurde. Es war das erste Aufeinandertreffen der Beiden. Maike meinte schlicht, Helene sei anders. Allerdings nicht etwa im positiven Sinne, sondern eine verträumte Künstlerin, die Studium schmiss und Kindergärtnerin wurde. Eigentlich sollte Helena mit ihren Schützlingen ins Schwimmbad, aber die Gruppe hatte den falschen Bus genommen. Die Kindergarten-Chefin konnte nicht angerufen werden, weil Ephraim das Smartphone besaß. Sie wies darauf hin, dass solche Geräte nichts für Kinder seien, aber schließlich sollte einer den Giftnotruf anwählen müssen. Annetta wollte wissen, ob die Tollkirschen wirklich giftig seien. Da saß Helena also mit ihrer Gruppe in einem Waldgebiet, in dem eine Bombe hochging und erklärte, dass es sich dabei doch nur um eine Miene handelte. Willkommen in der Welt der Helena, «Oh Hell»!

Auf die zweite Staffel mussten die Zuschauer zwei Jahre warten, ehe Comedy-Autor Johannes Bosse und die Good Friends Filmproduktion in Auftrag von Magenta TV und Warner TV Comedy acht neue Folgen produzierten. Helena hatte einen Wald abgebrannt, weil sie dort eine Zigarette weggeworfen hatte. Jetzt kehrt sie dorthin zurück – und zwar mit ihrer zwölfjährigen „Freundin“ Madlen (Rosa Henriette Löwe), die künftig weniger Zeit für Helena hat. Schließlich ist das junge Mädchen verliebt.

Für Helena erfüllt sich der größte Traum aller Zeiten als Maike sie anruft und sie für ein Projekt in der Agentur benötigt. Die erfolgreiche Influencer und Agentur-Chefin (Name des Unternehmens: Vaginality) braucht ihre Freundin, um einen Geschäftspartner mit einer spannenden Idee für ein Projekt zu überzeugen. Helene macht wieder das, was sie am besten kann: sich nicht vorbereiten und stattdessen im Moment der Aufmerksamkeit pausenlos einen ahnungslosen Unsinn zusammen zu stammeln. Alle Mitarbeiter der Kanzlei sind entsetzt, nur der Geschäftspartner Aaric Skargan ist begeistert.

Meike (she/her) versucht Helene in die Agentur zu integrieren. Die politische Korrektheit von Meike ist so anstrengend, dass ihr Charakter schon fast ein Antagonist sein könnte. Ihr Partner ist Jason (cis straight male), der sich oft verbessert und in philosophischen Gesprächen seine Gegenüber zum Verzweifeln bringt. Da weiß man, warum die Agentur Helene als Ideengeberin benötigt. Helene sinniert: „Wenn man mal genau nachrechnet, müsste Maike eigentlich mit fünf Jahren angefangen haben zu studieren.“ Weniger Screentime bekommen Cari (he/him) aus New Jersey, aber er wuchs in der Bronx und in Frankfurt auf. Er habe schließlich für ein Land-Reclaiming-Projekt der kalifornischen Nisenan gearbeitet – wechselte aber dann zu Sony. Oder Elondo Ntugse (Grafiker*in) und Gabriel.

Unterdessen setzt die Rahmenhandlung an: Helene muss in einer geschlossenen Psychiatrie eine sechswöchige Therapie absolvieren, damit ihre angeordnete Haftstrafe für den Waldbrand ausgesetzt wird. Dort trifft sie erst einmal auf zahlreiche andere Patienten in einem Gemeinschaftsraum, in dem Helena wie eine Wahrsagerin die Probleme der anderen aufsagt. Schließlich teilt sie den anderen Gruppenteilnehmern mit, sie sei gar nicht zu einer Behandlung hier, sondern leite eine Undercover-Einsatz des Gesundheitsamtes. Das kann was werden!

In der Anstalt trifft Helene auf ihren früheren Psychiater. „So sieht man sich also wieder“, sagt Doktor Berg-Berth und Helene erwidert, man fühle sich, als hätte sie wieder die Schule geschwänzt. Damals erfand die junge Heldin verrückte Krankheiten, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Das wären unter anderem „stuhl-retromaniöse Ausscheidungsstörung“ oder innere Läuse, die in ihrem jungen Kopf erfunden wurden. Wir bekommen gegen Ende der ersten Episode mit, dass Helene an schweren Depressionen und Antriebslosigkeit litt – und vermutlich noch leidet.



Die Geschichte springt immer zwischen der Agentur und der Psychiatrie hin und her – bis schließlich Autor Johannes Bosse eine unnötige Geschichte einfügt. Diese zeigt, wie die junge Helene von zu Hause abhaute, ihre Eltern gegeneinander ausspielte und mit Hilfe einer Familie nach Südfrankreich reiste. Doch dort wird das junge Mädchen nicht etwa geschnappt, sondern reiste mit einem Motorradfahrer zurück nach Deutschland.

Die Lage in der Agentur spitzt sich zu, selbstverschuldet könnte man meinen. Schließlich ist das Hauptaugenmerk der Partner Meike und Jason viel mehr überpolitisch korrekt zu sein, statt sich vernünftige Konzepte für den Kunden auszudenken. In einem innigen Moment verrät Maike Helena dann erst, dass sie sich vor Lachs ekelt, ehe sie offenbart, dass sie mit Jason schon lange keinen Sex mehr hatte. Schließlich stellt Helene nicht nur die Agentur auf den Kopf, sondern krempelt auch die Klinik um. Sie ruft eine Rebellion aus und scheint mit dieser Aktion auch noch davon zu kommen. Die zweite Staffel von «Oh Hell» ist wieder ein Spaß, den man innerhalb von vier Stunden durchschauen kann. Hoffentlich dauert die Realisierung einer dritten Staffel nicht wieder zwei Jahre.

«Oh Hell» ist seit 21. März bei Magenta TV verfügbar. Demnächst folgt eine Ausstrahlung bei Warner TV Comedy.

Meinungen / TV-Kritik / Serientäter
[quotenmeter.de] · 21.05.2024 · 11:24 Uhr
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