Zusammengehen oder Untergehen: Japanische Autoindustrie unter Druck
Die Gespräche zwischen Honda und Nissan über eine mögliche Fusion, die den drittgrößten Automobilhersteller der Welt hervorbringen könnte, werfen ein grelles Licht auf die wachsende Dringlichkeit in der japanischen Unternehmenslandschaft: Die beste Zeit für eine Konsolidierung war gestern, die zweitbeste ist heute. So äußerte sich ein hochrangiger Regierungsbeamter besorgt über die Zukunftsfähigkeit Japans fragmentierter Automobilindustrie angesichts des dramatischen Wertverlusts bei Nissan.
Die Fusionsverhandlungen finden in einem herausfordernden Umfeld statt: Chinesische Wettbewerber agieren unerschütterlich, die Handelsregeln unter Donald Trump bleiben unberechenbar, und Japans Abkehr von einer ultra-lockeren Geldpolitik hin zu steigenden Zinsen bringt zusätzliche Belastungen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Entscheidung von Honda und Nissan weitreichende Effekte auf die gesamte Wirtschaft haben könnte. Zahlreiche japanische Unternehmen könnten gezwungen werden, ihre Position zu überdenken und Fusionen als Überlebensstrategie ins Auge zu fassen.
Japanische Autobauer sehen sich verstärktem Wettbewerb von China gegenüber, dessen kostengünstige Elektrofahrzeuge zunehmend Marktanteile gewinnen, während gleichzeitig neue Handelsbarrieren im US-Markt drohen. Dies untergräbt die Rentabilität der Hersteller, die sich zwischen einem schrumpfenden Inlandsmarkt und internationalem Konkurrenzkampf behaupten müssen.
Neben gestiegener globaler Konkurrenz treibt auch eine Reihe interner Faktoren japanische Unternehmen zu Fusionen: Die Reformen der Unternehmensführung im Sinne der Investoren, ein zunehmender Einfluss von Anteilseignern, sowie sinkende Arbeitskräfteverfügbarkeit tragen alle zu dieser Entwicklung bei. Laut Takeshi Niinami, Vorsitzender der Japanischen Vereinigung der Unternehmensvorstände und CEO von Suntory Holdings, ist eine Verschiebung im Denken hin zur Konsolidierung erkennbar, da das Land in eine neue Phase der Inflation tritt.
Nissans aktuelle Position verdeutlicht den Abstieg japanischer Marken: Von Platz sechs der weltweiten Automobilhersteller im Jahr 2013 fiel das Unternehmen dieses Jahr auf niedrige Absatzerwartungen und kämpft im US-Markt mit seiner Angebotspalette, während chinesische Konkurrenten wie BYD immens von ihren frühen Investitionen in Elektrofahrzeuge profitieren. Die Investitionen in Batterietechnologien und Software sind für japanische Hersteller essenziell, um im Wettbewerb mit den technisch fortgeschrittenen Chinesen mitzuhalten.
Laut Jeff Hutchins von Jefferies befindet sich Japan an der Schwelle zu einem signifikanten Anstieg der unternehmerischen Aktivität, getrieben durch Merger and Acquisitions sowie Druck auf traditionelle Autobauer. Nissan und Honda sondieren seit März des letzten Jahres eine Partnerschaft, einschließlich gemeinsamer Entwicklungen im Elektrofahrzeug- und Softwarebereich.
Masatoshi Kikuchi von Mizuho bemerkt, dass japanische Autobauer, darunter Nissan und Honda, mit einem Potpourri von Herausforderungen konfrontiert sind: Verlust von Marktanteilen an chinesische Konkurrenten, ein schrumpfender Heimatmarkt und zusätzliche Zölle unter Trump. Trotzdem, so Kikuchi, bleibe es fraglich, ob eine Fusion von Nissan und Honda umfassende Folgen für die Branche hätte, solange das Management an seiner Unabhängigkeit festhält.
In der Tat haben investorenaktivistische Akteure wie Effissimo Capital Management und Oasis Management bereits Fuß bei Nissan gefasst. Diese Entwicklungen könnten Anziehungskraft auf weitere japanische Unternehmen ausüben, die sich zunehmend gezwungen sehen, ihre strategische Ausrichtung zu überdenken und breitere Allianzen zu schmieden.