SAP-Revolution für frischgebackene Papas: Sechs Wochen bezahlter Baby-Urlaub!
SAP, ein Dax-Unternehmen aus Walldorf, gilt mit seinem Programm „Partnerzeit“ als Vorreiter unter den deutschen Großkonzernen, denn der Softwarekonzern hat angekündigt, ab kommendem Jahr Vätern oder anderen Partnern oder Partnerinnen nach der Geburt eines Kindes sechs Wochen bezahlte Freistellung zu gewähren.
„Wir wollen damit zeigen, dass Familienvereinbarkeit und Karriere machen keine Widersprüche sind“, so der Personalchef von SAP in Deutschland, Cawa Younosi. Er schätzt, dass jährlich mehrere Millionen Euro Kosten anfallen werden, wenn mehr als 90 Prozent der Berechtigten das Angebot annehmen.
Vor dem Hintergrund eigener bestehender Angebote halten einige Unternehmen eine zusätzliche Väterzeit jedoch nicht für notwendig. So betont der Konsumgüterkonzern Beiersdorf ebenso wie die Deutsche Telekom, dass sie geplante Maßnahmen befürworten, die zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Siemens, der Sportwagenbauer Porsche und der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental fordern jedoch, dass die Freistellung aus Steuermitteln finanziert werden sollte und nicht den Arbeitgebern aufgebürdet werden. Andere Unternehmen wie Merck haben sich für die Einführung einer Familienstartzeit ausgesprochen, planen aber momentan selbst keine weiteren Erweiterungen.
Diesen Unternehmen steht aktuellen Umfragen zufolge allerdings noch viel bevor. Eine Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Familienministeriums ergab, dass in 44 Prozent der befragten Unternehmen kein Sonderurlaub für Väter nach der Geburt eines Kindes gewährt wird. Angesichts dieser Tatsache kritisierte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, dass fast der Hälfte der Unternehmen der Nachwuchs nicht einmal einen einzigen Tag Sonderurlaub wert ist.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sprach ebenfalls schon über das Vorhaben und nannte es „Familienstartzeit“. Ziel sei es, dem Partner oder – bei lesbischen Paaren – der Partnerin Zeit zu geben, sich um die Mutter zu kümmern und sie bei der Regeneration zu unterstützen. Obwohl Paus im November des vergangenen Jahres noch eine Umsetzung für das Jahr 2024 angekündigt hatte, möchte sich das Ministerium zu einem konkreten Zeitpunkt nicht offiziell möchte. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) teilte mit, Elternzeit und Elterngeld böten Familien schon länger die Möglichkeit, im Beruf eine Pause einzulegen. Sie befürworten aber auch eine geplante Familienstartzeit, da sie der Ansicht ist, das Partner mit der Geburt eines Kindes mehr Verantwortung übernehmen wollen.
Die Bundesregierung hat also angekündigt, eine zweiwöchige vergütete Freistellung für den Partner oder die Partnerin nach der Geburt eines Kindes einzuführen, und SAP beweist mit der „Partnerzeit“, dass Familienvereinbarkeit und Karriere machen keine Widersprüche sind. Ein Gesetzentwurf wird derzeit innerhalb der Bundesregierung beraten, und es wäre ein wichtiges Signal, um die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Anfang an zu stärken, sollte die Koalition schnell ins Gesetzblatt bringen.