Strategisches Stelldichein: BHP lässt mit Milliardengebot für Anglo American aufhorchen

Im Kontext der Branchenriesen, die um Vormacht und Ressourcen ringen, ist das jüngste Akquisitionsmanöver des australischen Bergbaukonzerns BHP von besonderem Interesse. Mit der knapp einer Milliarde Dollar schweren Übernahme eines Minderheitsanteils am Golf von Mexiko von Hess Corporation im Herbst 2020 setzte der BHP-Chef Mike Henry einen Akzent seiner ambitionierten Übernahmestrategie. Doch war dies erst der Auftakt für eine dramatischere Entwicklung, die in einem vorläufigen 31 Milliarden Dollar schweren Gebot für den in London gelisteten Bergbaukonzern Anglo American gipfelte.

Vertrauen und Schnelligkeit im Entscheidungsprozess waren dabei für Henry zentrale Motive, wie aus einer Konversation mit einem Investor hervorgeht. BHPs Annäherung an Anglo ist allerdings mehr als ein Flirt; sie strebt eine echte Verbindung an, die BHP als Kupferproduzenten fest etablieren könnte.

Die als "Meticulous Mike" titulierte Führungspersönlichkeit hat wohl den Kurs auf Anglo American sorgfältig geplant. Doch die Hürde der Vollendung dieser Ehe scheint beachtlich – Anglo selbst verwahrte sich gegen das ungebetene Angebot, welches das Unternehmen als erheblich unterbewertet ansieht. Hinzu kommt die kritische Haltung des südafrikanischen Ministeriums für Mineralressourcen, das mit Bezug auf Anglos bedeutende Operationen und Nebennotierung in Südafrika eine klare Position einnimmt.

Zudem tickt die Uhr gemäß der britischen Übernahmeregelung, die Henry bis zum 22. Mai Zeit lässt, ein formales Gebot abzugeben. Der Angebotsvorstoß könnte jedoch auch andere Interessenten anziehen und zu einer Bieterschlacht führen.

Anglo American, gegründet 1917 und mit einer Bewertung unter den Top 25 der London Stock Exchange, verfügt über ein Portfolio, das von Kupferminen in Chile und Peru bis hin zu den Herausforderungen im Platin-Sektor in Südafrika reicht, ohne die weltgrößte Diamantproduktionsgesellschaft De Beers zu vergessen.

Sollte Henry letztlich erfolgreich sein, wird von ihm erwartet, dass das Angebot nachgebessert wird und Anglo als Ganzes einschließt. Eine Bewährungsprobe für den CEO, dessen Dossier von einer eher zurückhaltenden Vorgehensweise im öffentlichen Auftreten bis hin zur entschiedenen strategischen Neuausrichtung von BHPs Portfolio reicht. Sein Werdegang – von seiner kanadischen Herkunft über einen Chemieabschluss bis hin zu Managementpositionen in BHP – spricht dabei für sich.

Die vergangenen Jahre waren für Henry von behutsamen Umstrukturierungen und wohlkalkulierten Entscheidungen geprägt, in deren Zuge BHP sogar seine komplexe Börsenstruktur konsolidierte. Dies ebnete strategisch den Weg für die angestrebte Übernahme von Anglo.

Ein erfolgreicher Deal würde BHP die lukrativen Kupferprojekte Anglos in Südamerika sichern und gleichzeitig Henrys Vision von einem Fokus auf "zukunftsträchtige" Mineralien wie Eisen, Kupfer und Kali unterstreichen.

Obwohl der Bergbausektor für seine teils wertzerstörenden Deals bekannt ist, scheint das Vertrauen der Investoren in Henrys Geschick nicht erschüttert – die BHP-Aktien zeichneten sich durch Stabilität aus, was auf eine vorsichtige Zustimmung zu seiner strategischen Ausrichtung schließen lässt. (eulerpool-AFX)