Kanadas Liberale gewinnen erneut: Carney trotzt Trump
Die liberale Partei Kanadas hat die Parlamentswahl erneut gewonnen und plant, entschlossen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump vorzugehen. Mark Carney, der neue Premierminister, betonte in seiner Siegesrede die Wichtigkeit eines starken und eigenständigen Kanadas. "Amerika will unser Land für sich, aber das wird nicht geschehen", sagte Carney, angesichts der wiederholten Drohungen, Kanada als einen weiteren Bundesstaat der USA annektieren zu wollen. Auch die kürzlich erhobenen hohen Zollgebühren der USA belasten das eng mit den Vereinigten Staaten verflochtene kanadische Wirtschaftssystem.
Nach fast vollständiger Auszählung der Stimmen bleibt die Partei mit 168 errungenen Parlamentssitzen knapp unter der absoluten Mehrheit, während die Konservativen 144 Sitze einnehmen. Pierre Poilievre, der Vorsitzende der Konservativen, räumte seine Niederlage ein und versprach, in der Opposition eine kritische Rolle zu übernehmen. Die Bloc Québécois sicherte sich 23 Sitze und wird als drittstärkste Kraft ins Parlament einziehen.
Carney unterstrich die Notwendigkeit neuer internationaler Bündnisse angesichts des "amerikanischen Verrats" und plant, besonders die Beziehungen zu Europa und Asien zu vertiefen. Auch der britische Premierminister Keir Starmer gratulierte Carney und hob die enge Zusammenarbeit zwischen dem Vereinigten Königreich und Kanada hervor.
Für die Liberalen ist es der vierte Wahlsieg in Folge, ein seltenes Ereignis in der Geschichte des Landes. Carney übernahm die Parteiführung erst kürzlich nach dem Rückzug von Justin Trudeau und kann auf sein umfangreiches nationales und internationales Know-how als ehemaliger Zentralbankchef Kanadas und Großbritanniens zurückgreifen. Sein Gegenkandidat Poilievre positionierte sich mit einem "Canada First"-Ansatz, der jedoch durch Trumps immer wiederkehrende Einmischungen entkräftet wurde.
Die Wahl stand auch im Zeichen innenpolitischer Herausforderungen wie steigender Lebenshaltungs- und Wohnkosten sowie einem tragischen Vorfall in Vancouver. Dort rammte ein Auto eine Menschenmenge bei einem Straßenfest, was mindestens elf Menschenleben forderte. Die Ermittlungen deuteten jedoch nicht auf einen Terrorakt hin.