Wie Fondsmanager über eine mögliche KI-Korrektur nachdenken
Märkte nahe Rekordhoch, Risiko-Appetit kehrt zurück
Der S&P 500 steht nur wenige Punkte unter seinem Allzeithoch, auch der Nasdaq hat sich von den November-Verlusten erholt. Trotzdem bleibt die Nervosität hoch. In der monatlichen Bank-of-America-Umfrage nennen 45 Prozent der Fondsmanagerinnen und Fondsmanager eine mögliche KI-Blase als größtes Extremrisiko. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos warnte zuletzt vor abrupten Stimmungsumschwüngen.
Viele Investoren sehen zwar noch keine spekulative Blase. Doch die Frage, wie sich Portfolios gegen einen Rückschlag absichern lassen, stellt sich drängender denn je – und eine einfache Antwort gibt es nicht.
Warum klassische Schutzmechanismen derzeit schwächeln
Die traditionelle Absicherung fußt auf zwei Annahmen: dass Aktien und Anleihen in Stressphasen gegenläufig reagieren und dass der US-Dollar als sicherer Hafen fungiert. Beides ist 2025 nicht mehr selbstverständlich.
Im Frühjahr fiel der Dollar zeitgleich mit dem US-Aktienmarkt – ein Musterbruch, der Euro-Anlegern zusätzliche Verluste einbrachte. AGI-Daten zeigen: Die kurzfristige Korrelation zwischen S&P 500 und Dollar ist wieder positiv. Fällt der Dollar auch beim nächsten Einbruch, wird er als Hedge wertlos.
Auch die Rolle von Staatsanleihen ist unsicher. 2022 brachen Aktien und Anleihen gleichzeitig ein. Zwar würden sinkende Zinsen im Fall einer KI-Korrektur die Anleihekurse vermutlich stützen. Sicher ist das jedoch nicht, vor allem wenn Inflations- oder Schuldenängste dominieren.
Gold: Begehrt, aber teuer
Viele Profis setzen weiter auf Gold – trotz des steilen Preisanstiegs um 60 Prozent seit Jahresbeginn. AllianzGI-Stratege Gregor Hirt hält Gold für einen möglichen Stabilitätsanker, andere warnen. Union Investment nennt die Bewertung nicht mehr gerechtfertigt. LBBW sieht kaum Aufwärtspotenzial in einer Krise.
DWS und Feri hingegen bleiben überzeugt, dass Gold in Stressphasen wirkt. Zentralbankkäufe könnten den Preis weiter treiben. Absicherung koste nun einmal Geld, argumentieren sie.
Kryptowährungen als Hedge? Umstritten wie nie
Manche Vermögensverwalter betrachten Bitcoin als digitales Pendant zu Gold. Feri sieht in Kryptowährungen einen natürlichen Hedge und verweist darauf, dass die Anlageklasse reifer werde. Doch der jüngste Bitcoin-Einbruch spricht dagegen. Dekabank hält Krypto für einen schlechten Schutz: Die Kursbewegungen ähneln zunehmend Tech-Aktien.
Anleihen: wieder ein zuverlässiger Puffer?
Fällt die KI-Euphorie in sich zusammen, könnte die Fed mit weiteren Zinssenkungen reagieren. In diesem Szenario würden Staatsanleihen steigen und ihre alte Funktion als Stabilisator zurückgewinnen. Goldman Sachs rät allerdings zu dynamischen Allokationen, weil das Verhalten von Anleihen seit Jahren unberechenbarer geworden ist.
Derivate erleben ein Comeback
Viele Profis setzen auf Optionen, um Portfolios abzusichern. Put-Optionen können Verluste begrenzen, notfalls sogar vollständig. Die niedrige Marktvolatilität macht diese Instrumente aktuell vergleichsweise günstig.
Wachsendes Interesse gibt es auch an Kreditderivaten wie Credit Default Swaps. Laut Deutscher Bank haben sich die Absicherungskosten im KI-Sektor ausgeweitet, etwa bei Anleihen von Oracle. Für viele Manager dienen CDS zunehmend als Hedge gegen Ausfälle, sollten sich KI-spezifische Risiken zu einem systemischen Problem ausweiten.
Kein perfekter Hedge – aber viele Bausteine
Der Markt bleibt anfällig für Stimmungswechsel. Ob eine KI-Korrektur kommt, ist ungewiss. Klar ist jedoch: Klassische Schutzinstrumente funktionieren nicht mehr automatisch. Fondsmanager kombinieren daher mehrere Werkzeuge – Gold, Anleihen, Put-Optionen, CDS und teilweise Krypto –, um Portfolios robuster zu machen.


