Edelmetallboom: Warum Silber Gold weit hinter sich lässt
Eine Rally, die selbst Gold alt aussehen lässt
Der Silberpreis hat am Dienstag erstmals die Marke von 60 US-Dollar pro Feinunze durchbrochen – ein Rekord, der die ohnehin beeindruckende Jahresrally weiter beschleunigt. Mehr als eine Verdopplung seit Jahresbeginn macht Silber zum Überflieger unter den Edelmetallen. Gold wirkt dagegen fast konservativ.
Getrieben wird die Bewegung von einer Mischung aus monetärer Hoffnung, physischer Knappheit und einer Nachfrage, die offenbar unterschätzt wurde.
Erwartete Zinssenkung der Fed als Katalysator
An den Märkten gilt es als nahezu sicher, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte senken wird. Ein Schritt, der Silber und Gold traditionell Rückenwind gibt. Edelmetalle werfen keine Zinsen ab – fallen die Renditen sicherer Anlagen, steigt ihre Attraktivität.
Die Analystin Rhona O’Connell (StoneX Financial) spricht von „sehr klaren Erwartungen“ der Händler. Während über den Lockerungspfad 2026 gestritten wird, reicht allein dieser eine Schritt, um kurzfristig frisches Kapital in den Markt zu spülen.
Angebotsengpässe verschärfen den Preisdruck
Doch der monetäre Faktor ist nur die halbe Geschichte. Die eigentliche Dynamik entsteht durch physische Knappheit:
- Der Referenzmarkt London meldete in den vergangenen Monaten eine historische Angebotsverengung. ETF-Käufe und starke Nachfrage aus Indien belasteten die Lager.
- In China – einem der größten Industrie- und Solarmärkte – liegen die Silberbestände auf dem niedrigsten Niveau seit zehn Jahren.
Auch wenn in London zuletzt zusätzliche Lieferungen eintrafen und die Lage etwas entspannten, verschiebt sich die Knappheit nun geografisch – mit neuen Engpässen in Asien.
Warum Silber stärker steigt als Gold
Silber ist zugleich Edel- und Industriemetall. Vor allem die Solarindustrie treibt derzeit Rekordmengen aus dem Markt – bei gleichzeitigen geopolitischen Unsicherheiten, die als zusätzlicher Sicherheitsfaktor wirken. Der Hebel ist größer: Silbermärkte sind im Vergleich zu Gold deutlich kleiner, sodass Kapitalzuflüsse stärkere Preisschübe verursachen.
2025 zeigt dies besonders deutlich: Während Gold stabil und moderat zulegt, explodiert Silber.
Wie geht es weiter?
Kurzfristig hängt der Markt an der Fed. Eine Zinssenkung könnte den Preis weiter über 60 Dollar tragen. Mittel- bis langfristig wird entscheidend sein, ob:
- China seine Bestände wieder auffüllt,
- die Industrieproduktion – vor allem Solartechnik – weiter steigt,
- und ob zusätzliche Minenproduktion die Angebotslücke schließen kann.
Derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich die strukturelle Knappheit rasch auflöst. Silber bleibt damit eines der spannendsten Rohstoffe der kommenden Monate – volatil, aber mit klarem Trend nach oben.


