Netflix-Deal wackelt: Trump und Kartellbehörden mischen sich ein
Der Befreiungsschlag eines bedrängten Studios
Paramount Skydance versucht, das Unvermeidliche abzuwenden. Nachdem Netflix am Freitag überraschend verkündet hatte, Warner Bros. Discovery übernehmen zu wollen, startete Paramount nun selbst eine feindliche Übernahmeoffensive: 30 Dollar pro Aktie für das gesamte Unternehmen, inklusive der Kabeltochter Global Networks. Gesamtbewertung: 108,4 Milliarden Dollar.
Damit stellt Paramount das Netflix-Gebot deutlich in den Schatten – und zielt auf nichts Geringeres als die Kontrolle über einige der wertvollsten Marken der globalen Unterhaltungsindustrie: Harry Potter, Batman, Superman, Game of Thrones. Wer Warner besitzt, besitzt eine der letzten Content-Bastionen Hollywoods.
Netflix zeigt sich gelassen – zumindest nach außen
Netflix-Co-CEO Ted Sarandos gab sich am Montag noch unbeeindruckt: „Der heutige Schritt war völlig zu erwarten.“ Sein Kollege Greg Peters sekundierte, man sei „sehr zuversichtlich“, dass der Deal mit Warner genehmigt werde. Beide betonten, Netflix habe eine saubere Vereinbarung – Paramount hingegen nicht.
Doch die Börse interpretierte die Lage anders: Netflix gab über vier Prozent nach, Warner-Aktien sprangen fast sechs Prozent hoch, Paramount legte gut vier Prozent zu. Das Signal: Der Markt rechnet mit einem echten Bieterkrieg.
Eine Übernahme, die Washington elektrisiert
Der Vorgang wäre schon in normalen Zeiten brisant – doch 2025 mischt sich die Politik in einem Ausmaß ein, das den Deal zur geopolitischen Frage macht.
Warner-Chef David Ellison traf laut „Washington Post“ zuletzt persönlich Vertreter des Weißen Hauses und republikanische Spitzenpolitiker. Sein Vater Larry Ellison, Oracle-Mitgründer, zählt seit Jahren zum engsten Zirkel Donald Trumps. Und Trump selbst ließ am Sonntag wissen, dass er sich in die Entscheidung einschalten werde.
„Ich werde an dieser Entscheidung beteiligt sein“, erklärte er vor Journalisten – eine ungewöhnlich offene Drohung gegenüber Aufsichtsbehörden und Industrie.
Die Sorge der Politik: Netflix könnte durch den Deal ein fast unangreifbares Monopol im Streaming aufbauen.
Regulatoren laufen bereits heiß
Kartellwächter, Senatoren und mehrere US-Bundesstaaten äußern massive Bedenken. Der republikanische Senator Roger Marshall warnte vor einer „erheblichen Ausweitung einer bereits dominanten Marktposition“. Elizabeth Warren stieß ins gleiche Horn.
Auch Kaliforniens Generalstaatsanwaltschaft sieht Risiken: „Weitere Konsolidierung in zentralen Märkten dient weder Wirtschaft noch Verbrauchern.“ Das Justizministerium dürfte sich committed fühlen, Alternativen zu prüfen – genau hier setzt Paramount an.
Netflix verteidigt seinen Kurs mit einem bekannten Argument: Man konkurriere nicht nur mit Streamingdiensten, sondern mit Youtube, Gaming, Social Media – dem gesamten digitalen Freizeitmarkt. Eine Wirksamkeit dieser Argumentation ist ungewiss.
Warum Paramount überhaupt eine Chance sieht
Paramount ist selbst angeschlagen, intern zerklüftet und finanziell kleiner als Netflix. Dennoch ist das Timing nicht zufällig.
• Warner hat sich selbst zum Verkauf gestellt.
• Die Behörden stehen Netflix kritisch gegenüber.
• Hollywood fürchtet ein Content-Monopol mehr als einen Traditionskonzern.
• Trump steht der Netflix-Führung seit Jahren distanziert gegenüber.
Paramounts Gebot ist nicht nur eine wirtschaftliche Wette – es ist ein politisch kalkulierter Angriff auf den Rivalen, der den Markt umgebaut hat wie kein anderer.
Ein Deal, der die Branche neu formatieren würde
Ob am Ende Netflix, Paramount oder ein dritter Player (Apple, Amazon) das Rennen macht – fest steht: Warner Bros. Discovery ist der letzte große Medienkonzern, der noch zu haben ist. Wer ihn bekommt, verändert die Kräfteverhältnisse im globalen Entertainment für mindestens ein Jahrzehnt.


