Die USA wenden sich wieder dem Gold zu – und das hat Folgen für Finanzmärkte und Währungen
Ein möglicher „Mar-a-Lago-Accord“
Seit dem Regierungswechsel kursiert ein Gedanke, der Erinnerungen an die historischen Plaza- und Louvre-Abkommen der 1980er-Jahre weckt: Ein großer Vertrag, der die globale Handels- und Währungsordnung neu kalibriert. Ziel wäre eine kontrollierte Abschwächung des US-Dollars, um die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporte zu stärken. Anders als die multilateralen Abkommen früherer Jahrzehnte soll dieses Konzept jedoch über bilaterale Handelsverträge umgesetzt werden.
Die Logik dahinter:
Weniger Handelsdefizit der USA = weniger Dollarströme ins Ausland = weniger Kapital, das anschließend zurück in US-Aktien und US-Anleihen fließt.
Ein zentraler Architekt dieser Strategie ist Stephen Miran. Er leitet seit Frühjahr den Council of Economic Advisers (CEA) im Weißen Haus und wurde zusätzlich in den Vorstand der US-Notenbank berufen.
Gold als ungenutzte Bilanzierungsreserve
Im Zuge dieser Neuordnung tauchte eine weitere Idee auf: Die USA könnten ihren Goldbestand neu bewerten. Der Goldschatz ist zwar enorm, wird jedoch mit einem historischen Bilanzwert geführt – 42,22 US-Dollar pro Feinunze. Das entspricht dem Preis aus den frühen 1970er-Jahren.
Würde Gold zum Marktpreis angesetzt (aktuell rund 3.300 US-Dollar je Unze), entstünde ein einmaliger Buchgewinn von knapp 900 Milliarden US-Dollar. Andere Länder haben Ähnliches schon umgesetzt – beispielsweise die Schweizer Nationalbank im Jahr 2000.
Finanzminister Scott Bessent hat diese Spekulationen zwar gedämpft. Dennoch zeigt die Diskussion: Gold ist in Washington wieder ein ernstzunehmender Bestandteil wirtschaftspolitischer Überlegungen.
Goldgedeckte Staatsanleihen: die Idee von Judy Shelton
Judy Shelton – als potenzielle Nachfolgerin von Jerome Powell im Gespräch – schlägt goldbesicherte Staatsanleihen vor. Der Mechanismus wäre simpel:
- Der Nominalwert der Anleihe wäre jederzeit gegen eine definierte Menge Gold einlösbar.
- Die Neubewertung der Goldreserven würde die Grundlage dafür schaffen.
Ob diese Anleihen jemals Realität werden, ist unklar. Doch allein der Vorschlag zeigt, dass Gold als strategischer Vermögenswert in den Fokus rückt – nicht mehr nur als Schutz vor Inflation.
Stablecoins als geopolitisches Instrument
Parallel dazu wächst ein anderer Trend: digitale Dollar-Abbilder. Stablecoins – also Kryptowährungen, die an den US-Dollar gekoppelt sind – verbreiten sich vor allem in Schwellenländern. Sie wirken der globalen „Entdollarisierung“ entgegen, indem sie Dollar-Liquidität technisch neu zugänglich machen.
Zahlen dazu:
- Stablecoins haben eine Marktkapitalisierung von rund 230 Milliarden US-Dollar.
- Sie bewegen jährlich mehr als 10 Billionen US-Dollar über Grenzen hinweg.
- Tether war 2024 der siebtgrößte Käufer von US-Staatsanleihen weltweit.
Damit finanzieren Stablecoins indirekt die US-Verschuldung.
Die US-Regierung hat das erkannt. Finanzminister Bessent formulierte es offen:
„Wir werden Stablecoins nutzen, um den Dollar als Weltreservewährung zu sichern.“
Auch goldgedeckte Stablecoins gewinnen an Bedeutung. Bei XAUt von Tether kann ein Token real gegen Goldbarren eingelöst werden. Für manche Marktbeobachter ist XAUt eine moderne Version des Dollars vor 1971.


