Agroforstwirtschaft in Deutschland: Ein Umdenken in der Landwirtschaft
In der deutschen Landwirtschaft vollzieht sich ein bemerkenswerter Wandel: Immer mehr Landwirte integrieren Bäume auf ihren Ackerflächen. Dieser Trend hin zur Agroforstwirtschaft, wie von Christian Böhm, dem Vorsitzenden des Deutschen Fachverbands für Agroforstwissenschaft, beobachtet, ist eine Antwort auf die fortschreitenden Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Erträge. Der Einsatz von Gehölzen bietet zahlreiche Vorteile. Sie dienen als natürlicher Windschutz, helfen, die Bodenerosion zu vermindern, und fördern die Biodiversität. Trotz dieser Vorteile bleibt die Agroforstwirtschaft bislang eine Nischenlösung in Deutschland. Aktuell gibt es keine genauen offiziellen Daten darüber, wie viele Hektar mit dieser Methode bewirtschaftet werden. Schätzungen des Fachverbands sprechen jedoch von etwa 300 bis 400 Hektar. Ein wesentlicher Hemmschuh für die Verbreitung dieser zukunftsweisenden Methode sind die hohen Investitionskosten. Viele landwirtschaftliche Betriebe stehen dem Schritt in die Agroforstwirtschaft daher skeptisch gegenüber, da sich die Investitionen erst nach vielen Jahren rentieren. Laut Böhm gibt es derzeit nur in vier Bundesländern Unterstützung in Form von Fördermaßnahmen, die zudem als sehr bürokratisch wahrgenommen werden. Ein weiterer Aspekt, der künftig honoriert werden sollte, ist die Kohlenstoffdioxid-Speicherung durch die gepflanzten Bäume. Um der Agroforstwirtschaft in Deutschland mehr Sichtbarkeit zu verleihen, plant der Fachverband, unterstützt durch das Bundeslandwirtschaftsministerium, ein Netzwerk von Agroforstflächen aufzubauen. Dieses ambitionierte Projekt sieht die Neuanlage von Flächen in zehn Bundesländern vor, die Hunderte Hektar umfassen sollen. Zwei Drittel dieser Flächen sollen dabei im Projektverlauf neu entstehen, ein Prozess, der die Landwirtschaft in Deutschland nachhaltig verändern könnte.