Zuwanderung aus Syrien bricht ein – erstmals deutlich mehr Rückkehrbewegung
Die Zahlen sind eindeutig. Von Januar bis September wurden rund 40.000 Zuzüge syrischer Staatsangehöriger erfasst. Das entspricht einem Rückgang von 46,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem noch mehr als 74.600 Menschen aus Syrien nach Deutschland kamen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Rückkehrer deutlich. Gut 21.800 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit verließen Deutschland wieder – ein Plus von 35,3 Prozent.
Noch ist die Zuwanderung größer als die Abwanderung. Doch das Verhältnis verändert sich schneller als jemals seit 2015. Die Statistiker betonen, dass die Zahlen keine Aussage über den Aufenthaltsstatus treffen. Ob Schutzberechtigte oder Neuankömmlinge ohne Asylgrund: gezählt wird nur die Staatsangehörigkeit, nicht der Anlass der Migration.
Parallel dazu brechen auch die Asylzahlen ein. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge registrierte im selben Zeitraum gut 19.200 Erstanträge von Syrern – ein Rückgang um 67,1 Prozent. Dennoch bleibt Syrien die größte Herkunftsgruppe unter den Asylsuchenden. Fast jeder vierte Antragsteller kommt aus dem Land.
Die juristische Lage verschiebt sich ebenfalls. Mehrere Verwaltungsgerichte haben inzwischen entschieden, dass Syrien in Teilen als „sicher“ einzustufen sei und Rückführungen möglich seien. Politisch heizt das die Diskussion an.
Außenminister Johann Wadephul zeigte sich nach einem Besuch in Damaskus skeptisch, ob Rückkehr aktuell verantwortbar sei. Er sprach von „verheerenden Zuständen“ und verglich die Zerstörung mit Deutschland im Jahr 1945. Bundeskanzler Friedrich Merz widersprach noch am selben Tag. Der Bürgerkrieg sei beendet, die Asylgründe entfielen – Rückführungen blieben erklärtes Ziel der Bundesregierung.
Die Entwicklung zeigt, dass sich die Migrationsrealität schneller verändert als die politische Erzählung. Syrien ist kein fertiger Staat, aber auch kein Kriegsgebiet mehr. Menschen kommen, Menschen gehen – und Deutschland steht vor einer neuen Phase der Migrationspolitik.


