Rekordhohe Retouren: Herausforderungen im deutschen Onlinehandel
Das Retourenaufkommen im deutschen Onlinehandel erreicht in diesem Jahr neue Höchststände. Laut Björn Asdecker von der Universität Bamberg wird die Zahl der Retourenpakete auf etwa 550 Millionen steigen. Fast jedes vierte online bestellte Paket wird vollständig oder teilweise zurückgeschickt. Hauptgrund für den Anstieg ist das wachsende Volumen des Onlinehandels.
Eine Untersuchung des Handelsforschungsinstituts EHI ergänzt das Bild: Die Retourenquote bleibt unverändert hoch, wobei bei 60 Prozent der Händler die Rücksendungen bis zu 10 Prozent und bei einem Viertel sogar über 20 Prozent liegen. Besonders betroffen ist die Modebranche, von der rund 90 Prozent der zurückgeschickten Artikel stammen. Ein Sprecher von Zalando bestätigt, dass durchschnittlich die Hälfte der bestellten Modeartikel zurückgesendet wird. Andere Branchen wie Elektronik oder Möbel sind in geringerem Maße betroffen.
Kunden retournieren aus verschiedenen Gründen, darunter Änderungen der Kaufentscheidung, nicht passende Artikel oder Produktdefekte. Auch die sehr verbraucherfreundlichen Rückgaberichtlinien in Deutschland fördern diese Praxis. Rücksendungen bleiben für Händler teuer, da sie erhebliche Kosten für Transport, Prüfung und Aufbereitung verursachen. Diese Belastungen werden teilweise auf die Preise umgelegt, was alle Kunden betrifft.
Um dagegenzusteuern, setzen Händler auf stärkere Qualitätsprüfungen, bessere Produktinformationen und -darstellungen sowie gezielte Maßnahmen bei hoher Rücksendequote. So warnt Zalando bei unverhältnismäßigen Rücksendungen und Amazon bietet Größenempfehlungen an. Handelsprofessor Markus Szajna schlägt vor, eine Rücksendegebühr einzuführen, um die Rücksendebereitschaft zu senken.
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik erwartet für dieses Jahr rund 4,37 Milliarden Sendungen, mit einer steigenden Tendenz bis 2030, was auch eine Zunahme der Retouren impliziert. Diese Entwicklung birgt sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Herausforderungen für den gesamten Sektor.

