Europäische Union verhängt Millionenstrafe gegen Musk-Plattform X: Ein Lehrstück in digitaler Regulierung
Die Europäische Union hat beschlossen, Elon Musks Online-Plattform X mit einer empfindlichen Millionenstrafe wegen Transparenzmängeln zu belegen. Die US-amerikanische Firma muss 120 Millionen Euro zahlen, unter anderem, weil die Authentifizierung von Nutzerkonten durch den berühmten weißen Verifizierungshaken auf blauem Hintergrund als irreführend angesehen wird. Laut EU-Kommission fehlen zudem der Wissenschaft ausreichende Datenzugänge, während die Plattform die Transparenz ihrer Werbeaktivitäten vermissen lässt. Diese Maßnahme basiert auf dem Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act - DSA), dessen Umsetzung die Beziehungen zwischen der EU und den USA belasten könnte.
Bereits im Vorfeld äußerten amerikanische Stimmen wie US-Vizepräsident JD Vance Kritik an der europäischen Digitalpolitik, die ihrer Ansicht nach US-Unternehmen unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit ins Visier nimmt. Auch der ehemalige Präsident Donald Trump stellte die europäischen Digitalgesetze als wettbewerbswidrig dar.
Die EU bemisst die Strafen anhand unterschiedlicher Verstöße: 45 Millionen Euro für die irreführende Verifizierung, 40 Millionen Euro für den mangelnden Datenzugang für Forschende und 35 Millionen Euro für undurchsichtige Werbepraktiken. Ein EU-Beamter verteidigte die Höhe dieser Strafe als verhältnismäßig hinsichtlich der begangenen Verstöße, wobei der Firmenumsatz von Musk keine direkte Rolle spielte.
Bereits die bisherigen Verifizierungshäkchen waren ein kontroverses Thema, als sie unter der alten Twitter-Marke nur an Prominente und öffentliche Persönlichkeiten vergeben wurden. Musk änderte diese Praxis nach der Übernahme im Herbst 2022 so ab, dass nun alle zahlenden Nutzer ein solches Häkchen erhalten können, was zu Verwirrung über die Authentizität führte. Diese Entwicklungen machen die europäische Haltung nachvollziehbar, die problematische Praktiken bei Online-Giganten mit Hilfe des seit Februar 2024 geltenden DSA rigoros angeht.
Abseits der Strafe für X gab Brüssel bekannt, ein Verfahren gegen die Videoplattform TikTok eingestellt zu haben. Die Plattform hatte zuvor auf Drängen der EU-Kommission erheblich an Transparenz zugelegt. Dennoch stehen weitere Entscheidungen gegen TikTok noch aus, da Untersuchungen hinsichtlich des Einflusses auf Kinder und Jugendliche sowie demokratische Prozesse weiterhin laufen.
Die erste Strafe basierend auf dem DSA könnte für X zum Präzedenzfall werden. Während Brüssel auf eine gewisse Vorbildwirkung der Strafe zählt, steht dem amerikanischen Unternehmen der Rechtsweg bis zum Europäischen Gerichtshof offen. Ob X diesen beschreiten wird, könnte die zukünftige Grundlage digitaler Regulierungsansätze mitbestimmen, während die EU sich weiteren Herausforderungen im digitalen Raum gegenübersieht.

