Extremismus

Prozess gegen mutmaßliche Linksextremisten und viel Kritik

25. November 2025, 18:54 Uhr · Quelle: dpa
Prozess gegen mutmaßliche Linksextremisten in Dresden
Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Den Angeklagten wird vorgeworfen, gezielt Rechte angegriffen zu haben.
Begleitet von Protesten, beginnt in Dresden der Prozess gegen sieben mutmaßliche Linksextremisten. Die Verteidigung kritisiert eine mögliche Vorverurteilung durch Medien und Justiz.

Dresden (dpa) - Begleitet von Protesten der linken Szene müssen sich seit dem Vormittag sieben mutmaßliche Linksextremisten für zahlreiche Straftaten vor dem Oberlandesgericht Dresden verantworten. Die Gruppe, die Ende 2017 oder Anfang 2018 in und um Leipzig entstanden sein soll, soll mehrere Jahre lang gewaltsame Angriffe auf Personen aus der rechten Szene verübt haben. Angeklagt wurden Straftaten wie gefährliche Körperverletzung, versuchter Mord und Sachbeschädigung.

Die Bundesanwaltschaft wirft den Beschuldigten im Alter zwischen 28 und 49 Jahren unter anderem Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung beziehungsweise Unterstützung derselben vor. In der Anklage attestierte die Bundesanwaltschaft ihnen einen «militanten Antifaschismus» und linksextremistische Einstellungen. Mitglieder der rechten Szene sollten geplant angegriffen werden. Es sei darum gegangen, eine Signalwirkung zu erzielen, um Rechtsextreme abzuschrecken, hieß es.

Im Fokus steht der 32-jährige Johann G. Er war lange Zeit untergetaucht und den Zielfahndern des Landeskriminalamtes Sachsen vor einem Jahr ins Netz gegangen. Das jetzige Verfahren ist faktisch die Fortsetzung des Prozesses gegen die Studentin Lina E. und drei Mitangeklagte. Sie waren 2023 an gleicher Stelle zu Haftstrafen verurteilt worden. 

Hammer, Schlagstöcke und Sturmhauben

Die Gruppe hätte ein methodisches und planvolles Vorgehen an den Tag gelegt und vor den Angriffen die Lebensumstände der Opfer ausspäht. Regelmäßiges Training in Kampfsporttechniken habe dazu gedient, die Effektivität der Angriffe zu steigern. «Die Opfer sollten erheblich verletzt werden», hieß es zur Anklage. Bei den Angriffen habe die Gruppe, bei der die Beschuldigten in wechselnder Besetzung teilnahmen, Werkzeuge wie Hammer und Schlagstöcke verwendet. Auch Pfefferspray und Sturmhauben hätten zur Ausrüstung gehört.

Mehrere Dutzend Unterstützer hielten am Morgen vor dem Gerichtsgebäude Schilder und ein Transparent mit der Aufschrift «Free all Antifas» hoch, auch im Saal warteten einige Anhänger der Szene. Sie klatschen lautstark Beifall als die Angeklagten in den Saal gebracht wurden, vier von ihnen aus der Haft. Das Gericht hatte Solidaritätsbekundungen gestattet, solange die Richter noch nicht im Saal erschienen sind. Der Prozess läuft unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen ab. Besucher und Medienvertreter mussten sich ausgiebigen Einlasskontrollen unterziehen. 

Im Fokus steht Johann G.

Johann G. und seine damalige Lebensgefährtin Lina E. hätten innerhalb der Gruppierung eine Führungsposition eingenommen, so die Anklage. Bei 14 Überfällen im In- und Ausland seien 35 Menschen teils erheblich verletzt worden. Als Tatorte wurden Wurzen, Leipzig, Dessau-Roßlau, Dortmund, Erfurt und Budapest genannt. Hier griffen Linksextreme zuletzt im Februar 2023 Rechtsextreme an, die beim rechten Szene-Event «Tag der Ehre» teilnahmen. Einigen Opfern seien der Angriffe lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt worden, hieß es. Zwei Überfälle wertet die Anklage als versuchten Mord. 

Bundesanwaltschaft sieht militante linksextremistische Ideologie

Laut Bundesanwaltschaft sollen sechs der jetzt Beschuldigten, darunter eine Frau, der Vereinigung angehört und eine militante linksextremistische Ideologie miteinander geteilt haben. Ein siebter Angeklagte habe die kriminelle Vereinigung in drei Fällen unterstützt. «Der Rechtsstaat kann und darf es nicht hinnehmen, dass einzelne Angeklagte das Recht in die eigene Hand nehmen und die politische Auseinandersetzung mit Gewalt getragen wird. Es gibt keine gute politische», erklärte Bundesanwalt Bode Vogler.

Kritik sieht klare Vorverurteilung und übt scharfe Kritik

Die Verteidiger der sieben Beschuldigten übten scharfe Kritik und sprachen von einer Vorverurteilung ihrer Mandanten. Dafür gaben sie auch dem OLG Dresden eine Schuld, denn in der Erstinformation zu dem Prozess war von einer «terroristischen Vereinigung» die Rede. Das Gericht räumte das als Fehler ein, den man aber korrigiert habe. Johann G. habe das Gefühl, «nicht als Angeklagter, sondern als Verurteilter hier zu sitzen», sagte seine Verteidigung. Ihr Mandant sei bereits durch die Öffentlichkeit verurteilt worden.

Verteidiger halten drei Richter für befangen

Die Verteidigung sieht drei der fünf Richter als befangen an, weil sie bereits am Prozess gegen Lina E. beteiligt waren und dort eine Verurteilung bewirkten. Aus einem Angriff auf Rechtsextreme habe die Bundesanwaltschaft einen «Angriff auf den Staat» gemacht, hieß ein anderes Argument. Ihr Mandant sei zum «Staatsfeind» deklariert worden, sagten die Anwälte des ältesten Angeklagten, der als Unterstützer der Vereinigung und wegen Körperverletzung angeklagt ist.

Ein 32 Jahre alter Angeklagter war wegen der Angriffe in der ungarischen Hauptstadt im Februar 2023 schon in Ungarn wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt worden und saß knapp zwei Jahre dort in Haft. Seine Verteidiger argumentierten, dass dieses Urteil anzurechnen sei, weil man nicht wegen derselben Straftat doppelt bestraft werden kann. 

Sie wiesen zudem auf menschenunwürdige Haftbedingungen in Ungarn hin und verlangten Auskunft darüber, welche Auswirkungen es für ihren Mandanten habe, dass die US-Behörden die «Antifa Ost» als terroristische Organisation einstuften. Es sei denkbar, dass ungarische Behörden Auskünfte über die in Budapest Verurteilten an die USA weitergegeben hätten.

Verteidigung beantragte Aussetzung des Verfahrens

Die Verteidigung beantragte eine Aussetzung des Verfahrens. Es wurde vor allem damit begründet, dass den Anwälten keine vollständige Akteneinsicht gewährt worden sein. Die Bundesanwaltschaft wies das zurück. In Dresden wird nun ein Mammutprozess erwartet, der sich bis 2027 hinziehen könnte. Zunächst sind Termine bis Sommer 2026 anberaumt.

Prozess (Gericht) / Extremismus / Sachsen / Deutschland
25.11.2025 · 18:54 Uhr
[0 Kommentare]
Abschließende Bundestagsdebatte zum Rentenpaket
Berlin (dpa) - Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der Unionsfraktion, Pascal Reddig, will dem zentralen Rentengesetz im Bundestag nicht zustimmen. Reddig sagte im Bundestag, der Gesetzentwurf gehe «gegen meine fundamentalen Überzeugungen», gegen alles, wofür er Politik gemacht habe und gegen Generationengerechtigkeit. «Und deshalb habe ich mich entschieden, diesem Gesetz nicht zuzustimmen.» Er habe […] (00)
vor 29 Minuten
Owen Cooper
(BANG) - Owen Cooper wird immer noch von seinen Lehrern "angeschrien". Der 15-jährige Schauspieler wurde Anfang dieses Jahres berühmt, als er in der gefeierten Netflix-Serie 'Adolescence' den jugendlichen Mordverdächtigen Jamie Miller spielte. Doch er enthüllte, dass der plötzliche Ruhm nichts daran geändert habe, wie seine Lehrer und Mitschüler ihn behandeln. Owen – der nächstes Jahr seine GCSE- […] (00)
vor 3 Stunden
Die Boykott-Welle hat keine Folgen für Finanzierung des ESC
Wien (dpa) - Der angekündigte Boykott mehrerer Länder beim Eurovision Song Contest (ESC) 2026 wirkt sich laut der Europäischen Rundfunkunion (EBU) nicht auf die Finanzierung des Musikwettbewerbs aus. «Die endgültige Anzahl der teilnehmenden Sender hat keinen Einfluss auf das geplante Produktionsbudget und den finanziellen Beitrag der EBU an den ORF», teilte die Europäische Rundfunkunion der Deutschen […] (00)
vor 14 Minuten
RIDE 6: Neues Gameplay zeigt echte Bosskämpfe und revolutionäre Dual-Physik
Mailand, die pulsierende Metropole Italiens, ist nicht nur für Mode bekannt, sondern auch als das Herzstück virtueller Motorradrennen. Milestone, die unermüdliche Schmiede für digitalen Motorsport, hat die Katze aus dem Sack gelassen und gewährt uns endlich einen tiefen Einblick in die Zukunft der zwei Räder. Mit einem brandneuen Gameplay-Trailer zünden die Entwickler die nächste Stufe der […] (00)
vor 1 Stunde
«Star Trek: Discovery» startet im Januar bei Tele 5 in Abschluss-Staffel
Die finale Staffel der Serie umfasst zehn Episoden, die immer Montags laufen werden. Nach fünf Staffeln heißt es Abschied nehmen von Captain Michael Burnham und ihrer Crew: TELE 5 zeigt ab dem 19. Januar 2026 die fünfte und letzte Staffel von Star Trek: Discovery als Free-TV-Premiere. Immer montags ab 20: 15 Uhr dürfen sich die Fans im Rahmen des “Sci-Fi-Montags" noch einmal auf frische Doppelfolgen freuen. Produziert wurden sie von CBS […] (00)
vor 1 Stunde
Vor dem Großen Preis von Abu Dhabi
Abu Dhabi (dpa) - Lando Norris hat sich vor der möglichen Krönung zum neuen Formel-1-Weltmeister mit der schnellsten Runde im ersten Freien Training eingestimmt. Der 26 Jahre alte Brite, der bei einem Podiumsplatz am Sonntag (14.00 Uhr MEZ/Sky) beim Großen Preis von Abu Dhabi als neuer Champion feststehen würde, schlug den WM-Zweiten und Titelverteidiger Max Verstappen im Red Bull um die Winzigkeit von acht […] (00)
vor 1 Stunde
Porsche sucht den nächsten Befreiungsschlag
Die Tonlage im Porsche-Konzern verschärft sich. Noch nicht einmal ein Jahr nach dem ersten großen Sparprogramm arbeitet das Management an einer weiteren Kostensenkungsrunde – deutlich größer, tiefgreifender und vor allem stärker auf die Belegschaft ausgerichtet. In Stuttgart und Weissach wächst die Sorge, dass der Umbau des Autobauers schneller und radikaler wird, als bisher öffentlich […] (00)
vor 21 Minuten
MAG-C 2026 – das ultimative Community-Event startet ins nächste Level
Erfurt, 05.12.2025 (PresseBox) - Mit der Veröffentlichung des Ausstellerverzeichnisses sowie dem Start der Anmeldungen für die Cosplay-Wettbewerbe beginnt offiziell der Countdown zur MAG-C 2026. Die Convention für Manga, Anime, Games und Cosplay findet am 31. Januar und 1. Februar 2026 in der Messe Erfurt statt und verwandelt die Messehallen 2 und 3 zwischen Creators, Acts und Fans in pure […] (00)
vor 1 Stunde
 
Fund einer Leiche in Rheinland-Pfalz
Olpe/Koblenz (dpa) - Die auf der A45 bei Olpe (Nordrhein-Westfalen) gefundenen Hände gehören zu […] (00)
Anzeigetafel in der Frankfurter Börse
Frankfurt/Main - Der Dax ist am Freitagmorgen positiv in den Handelstag gestartet. Gegen 9: 30 […] (00)
Lars Castellucci (Archiv)
Berlin - Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Lars Castellucci (SPD), hat Kritik […] (02)
Computer-Nutzerin (Archiv)
Wiesbaden - Der Dienstleistungssektor in Deutschland (ohne Finanz- und […] (00)
ESC 2026: Israel bleibt im Wettbewerb
Die EBU bestätigt die Teilnahme Israels, doch Spanien und die Niederlande sagen die Teilnahme ab. Die […] (01)
Fußball-WM
Washington (dpa) - Das «Kribbeln im Körper» ist da, wie Julian Nagelsmann zugibt. Die […] (01)
RIDE 6 präsentiert sich im Gameplay-Trailer
Milestone hat heute den ersten ausführlichen Gameplay-Trailer zu RIDE 6 veröffentlicht, der […] (00)
Apples Kalender-App mit neuer Funktion
Das Betriebssystem iOS 26 spendiert der beliebten App Apple Calendar eine neue Funktion, mit […] (00)
 
 
Suchbegriff