Milliarde Zweifel: Deutschlands zögerlicher Weg zur militärischen Verantwortung
Eine jüngste Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Körber-Stiftung hat die Meinungslandschaft Deutschlands in außen- und sicherheitspolitischen Fragen offengelegt. Eine klare Mehrheit von 61 Prozent der Deutschen lehnt eine militärische Führungsrolle der Bundesrepublik in Europa ab. Der Widerstand ist in Ostdeutschland mit 75 Prozent besonders stark ausgeprägt, während im Westen 58 Prozent skeptisch sind. Trotz dieser Vorbehalte zeigt die Befragung ein gespaltenes Bild hinsichtlich der internationalen Verantwortung: 48 Prozent der Befragten sprechen sich für ein verstärktes Engagement Deutschlands in Krisenregionen aus, wohingegen 43 Prozent eine defensivere Haltung bevorzugen. Ein regionaler Unterschied wird deutlich, da im Westen 51 Prozent ein größeres Engagement befürworten, während im Osten nur 35 Prozent diesem Gedanken zustimmen.
Der Wunsch nach vermehrtem Engagement ist jedoch hauptsächlich diplomatischer Natur. Eine substanzielle Mehrheit von 71 Prozent im Westen und 84 Prozent im Osten der Befragten unterstützt verstärkt diplomatische Anstrengungen, während militärische Optionen mit 19 Prozent im Westen und lediglich 7 Prozent im Osten deutlich weniger Anklang finden. Das Vertrauen in die USA als strategischen Partner hat seit der Präsidentschaft von Donald Trump erheblich gelitten, wobei 73 Prozent die Beziehungen schlecht bewerten.
Im Vergleich dazu sahen noch 75 Prozent der Befragten das Verhältnis zu den USA als positiv, als Joe Biden im Amt war. Die USA fallen hinsichtlich der Frage nach dem wichtigsten außenpolitischen Partner Deutschlands mit 26 Prozent hinter Frankreich mit 46 Prozent zurück. In spezifischen politischen Bereichen wie dem Ukraine-Konflikt, den Beziehungen zu China und dem freien Handel ist das Vertrauen in die USA ebenfalls gering. Nur 38 Prozent der Deutschen sehen die USA als Partner im Ukraine-Konflikt an, während 58 Prozent dies nicht tun.
Bezogen auf die Verteidigungsausgaben bejaht eine Mehrheit von 72 Prozent eine Verdopplung in den kommenden zehn Jahren. Die Zustimmung fällt im Osten mit 56 Prozent geringer aus als im Westen, wo 75 Prozent den Anstieg unterstützen. Atomwaffenpläne treffen jedoch auf breite Ablehnung, mit 82 Prozent der Befragten, die sich dagegen aussprechen. Für die repräsentative Erhebung befragte Forsa zwischen dem 15. und 26. September insgesamt 1.503 wahlberechtigte Bürger in Deutschland.

