Machtspiele im italienischen Bankensystem: Mediobanca greift nach Banca Generali
Der italienische Finanzsektor erlebt derzeit eine beachtliche Übernahmeschlacht. Mit einem verführerischen Angebot von 6,3 Milliarden Euro strebt die Investmentbank Mediobanca die Kontrolle über die Vermögensverwaltungssparte von Generali an, einem der größten europäischen Versicherer. Die Aktionäre von Mediobanca sollen hierfür im Tausch 1,7 Generali-Aktien pro Banca-Generali-Aktie erhalten – eine elegante Lösung aus dem Arsenal der Finanzmechaniken, um den Deal zu stemmen, ohne die Barkasse allzu sehr zu bemühen.
Die Aktienmärkte reagierten prompt auf diese Neuigkeiten: Die Aktie der Banca Generali schoss zeitweise um fast zehn Prozent in die Höhe, während das Wertpapier von Generali einen leichten Rücksetzer um zwei Prozent hinnehmen musste. Auch die Aktie von Mediobanca selbst konnte leichte Gewinne verzeichnen, was auf Zustimmung der Marktteilnehmer zu dieser strategischen Neuausrichtung hindeutet.
Der Vorstandsvorsitzende von Mediobanca, Alberto Nagel, äußerte sich optimistisch zur Transaktion. Er sieht in der Banca Generali seit Jahren das ideale Übernahmeziel, das die Rendite auf das materielle Eigenkapital der Bank von 14 auf stolze 20 Prozent anheben könnte. Dies soll zudem durch Einsparungen von rund 300 Millionen Euro begleitet werden – eine Symbiose aus Wachstum und Effizienz, die Investoren das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen dürfte.
Die Übernahme fügt sich nahtlos in das umfassende Muster der Konsolidierungswelle im italienischen Bankensektor ein, die bereits im November durch Banco BPMs Vorstoß für Anima angestoßen wurde. Es folgten ambitionierte Offerten von Unicredit für die deutsche Commerzbank sowie für Banco BPM selbst und zuletzt das Kaufinteresse der Monte dei Paschi di Siena an Mediobanca. Die BPER Banca mischt ebenfalls mit und buhlt um die Banca Popolare di Sondrio.
Die Anteilseigner von Mediobanca werden voraussichtlich am 16. Juni über das Übernahmeangebot abstimmen, das, wenn erfolgreich, nicht nur den angeblichen Branchenkrisen - sondern auch den eigenen strategischen Ambitionen - Paroli bieten könnte.