Machtkampf ums Heißgetränk: Tchibo gegen Aldi Süd
Der Kaffeepreisstreit erreicht das Oberlandesgericht Düsseldorf. Tchibo, der Hamburger Kaffeeröster, hat den Lebensmitteldiscounter Aldi Süd wegen vermeintlich zu niedriger Kaffeepreise in die Schranken zu weisen versucht. Der Vorwurf: Aldi Süd verkaufe seine Eigenmarke Barissimo zu Kosten, die unter den Herstellungspreisen liegen, und gefährde damit den Wettbewerb. Tchibo fordert, dass Aldi diese Verkaufspraxis unterlässt. Die Verhandlung wurde am Dienstag eröffnet, allerdings bleibt ein Urteil noch aus.
Bereits in der ersten Instanz scheiterte Tchibo. Das Landgericht Düsseldorf entschied zugunsten von Aldi Süd und befand das Preismodell als wirtschaftlich gerechtfertigt. Es sah keine Beeinträchtigung des Wettbewerbs und keine Absicht, andere Marktteilnehmer zu verdrängen. Trotz dieser Niederlage legte Tchibo Berufung ein.
Rupprecht Podszun, Kartellrechtsprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wirft einen analytischen Blick auf die Causa. Er betont, dass niedrige Preise das Wesen des Wettbewerbs sind, problematisch würden sie jedoch erst, wenn Konkurrenzsysteme langfristig geschädigt würden, um später Preissteigerungen durchzusetzen.
Dieses Szenario verdeutlicht die sich wandelnden Strukturen in der Lebensmittelbranche. Lebensmittelhändler wie Aldi übernehmen mehr und mehr Produktionsprozesse, wie die Tochterfirma New Coffee bei der Herstellung von Eigenmarken-Kaffees zeigt. Dies illustriert, wie Handelsketten über den reinen Verkauf hinaus zunehmend zur Produktion übergehen.
Aktuell stehen Kaffeehersteller vor großen Herausforderungen. Die Preise für Rohkaffee stiegen im letzten Jahr aufgrund schlechter Ernten erheblich. Aufgrund dieser Entwicklungen hat auch Tchibo angekündigt, die Preise anzuheben. Gemäß dem Statistischen Bundesamt war Bohnenkaffee im Oktober fast 58 Prozent teurer im Vergleich zu 2020, was die Situation der Verbraucher weiter verschärft.

