Wie der Kollaps von First Brands deutsche Autozulieferer ins Wanken bringt
Eine aggressive Einkaufstour mit fatalem Ende
Kurz vor dem Zusammenbruch tat First-Brands-Chef Patrick James offenbar, was Sanierer am meisten fürchten: Er kaufte weiter zu. Mehrere Millioneninvestitionen in Frankreich, Österreich und Deutschland sollten das rasante Wachstum des US-Konzerns nach Europa tragen. Stattdessen entstand ein Konglomerat aus über 50 Standorten und 25.000 Beschäftigten – und ein Schuldenberg, der im Herbst schließlich zu einem Chapter-11-Verfahren mit mehr als zehn Milliarden Dollar Verbindlichkeiten führte.
Der Absturz trifft ausgerechnet jene Unternehmen, die First Brands in Deutschland erst vor Kurzem übernommen hatte: Kunststoffspezialisten, Presswerke, Lampenproduzenten und Dichtungshersteller, viele davon bereits zuvor angeschlagen.
Drei Insolvenzen – und jede hat Folgen
Zu den ersten Opfern gehört Diepersdorf Plastic Manufacturing, einst Bolta-Werke, mit rund 800 Beschäftigten. Nach früherer Insolvenz nun erneut zahlungsunfähig, versucht ein vorläufiger Verwalter die Lage zu stabilisieren. Ähnlich ergeht es der CoFo-Gruppe, die Komponenten für Zulieferer wie ZF und Bosch fertigt. Auch hier soll ein neuer Investor gefunden werden.
Neu auf der Liste steht der Dichtungsexperte Meteor. Erst im September verkaufte Aequita das Unternehmen an First Brands – wenige Wochen bevor der US-Konzern selbst kollabierte. Nun prüft ein Insolvenzverwalter, ob der Verkauf überhaupt vollzogen wurde und wer künftig übernimmt.
Westfalia und Ultinon: Noch nicht insolvent, aber unter Beobachtung
Während drei deutsche Firmen bereits im Verfahren sind, ist die Lage für zwei weitere besonders sensibel. Westfalia-Automotive, Hersteller von Anhängerkupplungen, hängt finanziell von der Mutter ab. Eine Patronatserklärung sollte die Liquidität absichern – doch der Wirtschaftsprüfer warnte schon im vergangenen Jahresabschluss vor Engpässen, sollte die Unterstützung ausbleiben.
In Branchenkreisen heißt es zwar, Westfalia sei profitabel und liquid genug, um derzeit ohne Mittel der US-Mutter auszukommen. Sicher ist das jedoch nur so lange, wie sich das Unternehmen selbst tragen kann. Ein Herauslösen aus dem Konzernverbund gilt als möglich.
Ähnliches gilt für Ultinon Motion in Aachen, Produzent von LED-Lichttechnik. Nach der Übernahme durch First Brands ist unklar, wie stabil das Werk mit seinen rund 500 Beschäftigten das Kapitel übersteht. Verlässliche Zahlen fehlen, Gewerkschaften halten sich bedeckt.
Ein Lehrstück für die Risiken globaler Zulieferketten
First Brands wollte sich mit Zukäufen in Europa breit aufstellen – doch der Schuldenkollaps der US-Mutter zeigt, wie schnell die Krise eines Großkonzerns in gesamte Regionen durchschlägt. Für viele deutsche Standorte entscheidet sich nun, ob sie Käufer finden oder dem Schicksal ihrer Schwesterfirmen folgen.
Fest steht: Die bisherigen Einschätzungen, man müsse nicht „Alarm schlagen“, wirken angesichts der Dynamik mittlerweile überholt. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche Teile des de
utschen First-Brands-Netzwerks überleben – und welche nicht.


