VW hat mehr als 25.000 Stellenstreichungen bereits fest vertraglich vereinbart
35.000 Jobs sollen verschwinden – und der Großteil ist bereits verplant
Seit der Einigung mit der IG Metall vor knapp einem Jahr steht fest, dass VW bis Ende der Dekade rund 35.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen will. Von den aktuell rund 130.000 Beschäftigten sollen langfristig weniger als 100.000 übrig bleiben. Nun zeigt sich: Die Umsetzung läuft, aber größtenteils zeitverzögert.
Erst rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das Unternehmen seit Ende 2023 tatsächlich verlassen. Rund 18.000 weitere Beschäftigte werden gestaffelt über Vorruhestandsregeln ausscheiden – viele erst in den kommenden Jahren. Ein Sprecher des Konzerns bestätigte die Zahlen.
Sozialverträglicher Abbau durch Altersteilzeit und Renteneintritt
VW betont, dass es weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Stattdessen kombiniert der Konzern verschiedene Modelle: Altersteilzeit, Abfindungen und reguläre Renteneintritte. Vor allem die Altersteilzeit macht den größten Anteil aus – und sie ist teuer.
Während der Freistellungsphase zahlt Volkswagen 78 bis 95 Prozent des letzten Nettogehalts. Zusätzlich übernimmt der Konzern sämtliche Arbeitgeberbeiträge für die Altersvorsorge und gleicht spätere Rentenabschläge zur Hälfte dauerhaft aus.
Hohe Abfindungen – aber bisher wenige Aufhebungsverträge
Freiwillige Aufhebungsverträge spielen bisher eine überraschend kleine Rolle. Etwa 2.000 solcher Verträge wurden bislang geschlossen, rund 700 davon im Jahr 2024. Die Summen können enorm sein:
– Ein 50-jähriger Manager mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit und etwa 9.000 Euro Monatsgehalt erhält über 400.000 Euro.
– In den niedrigsten Entgeltgruppen liegen die Beträge nach zehn Jahren bei rund 47.000 Euro, nach 20 Jahren bei gut 100.000 Euro.
Warum so wenige unterschreiben? Zwei Gründe dominieren: Das Programm richtet sich bisher fast ausschließlich an Beschäftigte in der Verwaltung – ein vergleichsweise kleiner Bereich. Und es gilt das Prinzip der „doppelten Freiwilligkeit“: Nur wenn sowohl VW als auch der Mitarbeiter zustimmen, kommt ein Vertrag zustande.
Im kommenden Jahr soll das Angebot erstmals auch für Produktionsmitarbeiter geöffnet werden – frühestens ab Sommer 2026.
Sanierung kostet Milliarden – und weitere finanzielle Sorgen kommen hinzu
Der Konzernumbau unter CEO Oliver Blume hat bereits über drei Milliarden Euro verschlungen. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen fast eine Milliarde hinzu. Ein Ende der Belastungen ist nicht absehbar:
– VW verliert Marktanteile in China.
– Die US-Zollpolitik unter Donald Trump trifft den Konzern empfindlich.
– Porsche muss Milliarden abschreiben.
– Audi läuft schwächer als erwartet.
– Hohe CO₂-Strafzahlungen könnten zusätzlich drohen.
– Gleichzeitig steigen die Investitionen in Batterien, Software und neue Modelle.
Das Ergebnis: Für dieses Jahr erwartet VW einen Netto-Cashflow „nahe null“. Intern ist bereits von einer möglichen Finanzierungslücke von etwa elf Milliarden Euro im Jahr 2026 die Rede.
Investitionsplanung verschoben – Unsicherheit wächst
All diese Faktoren setzen den Konzern derart unter Druck, dass die eigentlich für vergangene Woche geplante Entscheidung über die neue Fünfjahres-Investitionsplanung verschoben wurde. In diesem Gremium entscheidet der Aufsichtsrat über die Auslastung der über 100 Werke weltweit sowie über milliardenschwere Zukunftsprojekte.
Die bisherige Fünfjahresplanung sah Investitionen von 165 Milliarden Euro vor. Beobachter erwarten, dass das neue Programm deutlich kleiner ausfallen dürfte – nicht zuletzt wegen der angespannten Finanzlage.


