KI-Stethoskop erkennt Herzprobleme sehr früh und sekundenschnell
Herzinsuffizienz: Die Schockdiagnose erfolgt meist erst in der Notaufnahme nach einem entsprechend schockierenden Zusammenbruch. Besser, wenn es gar nicht erst zum Notfall kommt, doch allzu selten erkennen Ärzte den lebensbedrohlichen Zustand im Voraus per Stethoskop. Forscher in den USA haben nun ein KI-gesteuertes Gerät entwickelt, das von außen die Herz-Kreislaufgeräusche abhört und in Sekunden seine Diagnose stellt – auch, wenn sich die Herzschwäche erst in ihren Anfängen zeigt.

Das KI-Stethoskop erstellt ein Sekunden-EKG
Eine frühe Behandlung tut bei Herzinsuffizienz Not, aber bis jetzt kommt es selten dazu. Als 1816 der französische Arzt René Laënnec das Stethoskop erfand, erhielten Mediziner immerhin die Möglichkeit, mit geschultem Ohr Probleme zu orten. Bis heute nutzen Ärzte dieses Gerät, sei es bei bestehenden Symptomen oder zur routinemäßigen Erfassung des Gesundheitszustandes. Schneller und genauer soll die neue KI-gestützte Diagnose sein, die winzige Unterschiede in Blutfluss und Herzschlag innerhalb weniger Sekunden erfasst. Nebenbei erstellt das neue Stethoskop ein Sekunden-EKG.
Studie an 12.000 Menschen verlief positiv
Britische Forscher testeten die Erfindung in einer Studie mit rund 12.000 männlichen und weiblichen Patienten. Die Probanden hatten (noch) keine Diagnose, litten aber unter Abgeschlagenheit und Atemlosigkeit. Das KI-Stethoskop erkannte doppelt so oft eine Gefahr für Herzklappenerkrankungen und Herzschwäche als ein menschlicher Arzt. Den Befund »Risiko für Herzrhythmusstörungen« gab das System sogar dreimal so häufig heraus. Aktuell wird die Studie begutachtet, die Informationen stammen von einer Fachtagung in Madrid.
Wie so oft hat auch diese Medaille zwei Seiten: Bei dem KI-Stethoskop besteht eine Gefahr für Überdiagnosen, das heißt, dass gesunde Menschen fälschlich als gefährdet eingeordnet werden. Darum empfiehlt sich die Nutzung nur dann, wenn bereits Symptome für eine mögliche Herzerkrankung bestehen. Bei Routineuntersuchungen sollte der Arzt oder die Ärztin besser noch mit eigenem Ohr horchen.
Quelle: science.orf.at

