Investmentweek

Deutschlands Lithium-Wette: Kommt jetzt die Rohstoff-Revolution?

05. Dezember 2025, 18:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Deutschlands Lithium-Wette: Kommt jetzt die Rohstoff-Revolution?
Foto: InvestmentWeek
Vulcan Energy beginnt mit dem Lithiumabbau im Oberrheingraben – unterstützt durch den deutschen Rohstofffonds.
Deutschland startet ein Projekt zur heimischen Lithiumforderung, um Importabhangigkeiten zu verringern. Dies könnte die Energiewende und Elektromobilat starken.

Deutschland bezieht nahezu sein gesamtes Lithium aus dem Ausland – ein strategisches Risiko in einer Welt, in der Batterien zum Rückgrat der Industrie werden. Nun soll sich das ändern: Das australische Unternehmen Vulcan Energy hat die Finanzierung für ein Milliardenprojekt abgeschlossen, das den Abbau des Schlüsselrohstoffs im Oberrheingraben ermöglichen soll. Für die Bundesregierung ist es ein industriepolitisches Signal: Rohstoffsicherheit soll nicht länger ausschließlich importiert werden.

Ein Milliardenprojekt als Startschuss für eine neue Rohstoffpolitik

2,2 Milliarden Euro umfasst die Gesamtfinanzierung, 150 Millionen davon steuert der deutsche Rohstofffonds bei – seine erste Beteiligung seit der Gründung. Australien flankiert das Projekt über seine Exportkreditagentur, und auch internationale Entwicklungsbanken wie EIB, EDC, Bpifrance und SACE schließen sich an. Die Finanzierungsstruktur zeigt, wie strategisch Lithium inzwischen betrachtet wird: nicht mehr als Rohstoff, sondern als Voraussetzung für industrielle Souveränität.

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche spricht von einer Frage der „nationalen Resilienz“. Die Botschaft dahinter ist klar: Die Energiewende und die Elektromobilität können nur gelingen, wenn zentrale Wertschöpfungsstufen im eigenen Einflussbereich liegen. Dazu zählt auch die heimische Förderung – ein Gedanke, der in Deutschland lange als ökologisch und ökonomisch unrealistisch galt.

Gefördert wird aus geothermischer Sole – und im Doppel wirkt das Projekt wie ein Energiepark

Vulcan Energy plant, Lithiumhydroxidmonohydrat aus geothermischer Sole zu gewinnen. Das Verfahren verbindet Rohstoffförderung mit erneuerbarer Energieerzeugung: Bei der Extraktion entstehen gleichzeitig Wärme und Strom, die in die regionale Versorgung eingespeist werden können. Eine erste Anlage entsteht im südpfälzischen Raum, die Weiterverarbeitung erfolgt im Industriepark Höchst.

Die Bauarbeiten laufen bereits, die kommerzielle Produktion ist für 2028 geplant – zweieinhalb Jahre nach Baustart. Gelingt dies, wäre es das erste großtechnische Projekt in Europa, das Lithium klimaneutral gewinnt und direkt industriell verarbeitet.

Der Markt reagiert skeptisch, die Strategie bleibt langfristig

Trotz der politischen Unterstützung verlor die Aktie von Vulcan am Mittwoch bis zu 14 Prozent. Der Grund ist wenig überraschend: Die Finanzierung geht mit einer Kapitalerhöhung einher, die Aktionäre verwässert. Die Kursbewegung spiegelt daher weniger Zweifel am Projekt als vielmehr die unmittelbaren Kosten der Finanzierung.

Für die Bundesregierung zählt dagegen die langfristige Perspektive. Mit dem Einstieg in den Lithiumabbau will sie verhindern, dass die deutsche Industrie noch tiefer in Abhängigkeiten gerät, die sich in jüngster Zeit als ernstes Risiko erwiesen haben – nicht nur bei Lithium, sondern auch bei seltenen Erden, Graphit und anderen Batteriemetallen.

China bleibt der dominante Anbieter – und das Risiko wächst

Deutschland importiert bislang nahezu 100 Prozent seines Lithiums. Ein großer Teil der Lieferkette, vom Rohstoff bis zur fertigen Batterie, ist in China konzentriert. Die jüngsten Exportbeschränkungen bei seltenen Erden zeigten, wie empfindlich deutsche Produktionsketten auf politische Entscheidungen in Peking reagieren. Viele Unternehmen sahen sich mit Engpässen konfrontiert, ohne realistische Alternativen.

Neue Rohstoffquellen erschließen sich nicht von selbst: Chinas Preisvorteile verhindern seit Jahren den Aufbau globaler Alternativen. Genau hier setzt der Rohstofffonds an. Mit staatlicher Frühbeteiligung sollen Kostenrisiken für Unternehmen abgefedert und Rohstoffprojekte wirtschaftlich machbarer gemacht werden. Deutschland folgt damit Ländern wie Italien und Frankreich, die solche Fonds bereits nutzen, um Versorgungssicherheit zu stärken.

Ein lokales Projekt mit internationaler Bedeutung

Der Lithiumabbau am Oberrhein wird nicht die Importabhängigkeit vollständig aufheben, wohl aber einen Fuß in der Tür sichern. Es ist ein industriepolitischer Testlauf: Kann Europa in strategischen Bereichen eigene Kapazitäten aufbauen, obwohl etablierte Lieferanten billiger sind? Und gelingt es, klimafreundliche Technologie mit wettbewerbsfähigen Kosten zu verbinden?

Der Ausgang wird weit über den Energiesektor hinausreichen. Denn mit dem Projekt entscheidet sich auch, ob Deutschland bereit ist, eine aktivere Rolle in globalen Rohstoffketten einzunehmen – oder ob es beim Importmodell bleibt, dessen Schwächen inzwischen offen zutage treten.

Finanzen / Märkte / Lithium / Rohstoffe / Energiewende
[InvestmentWeek] · 05.12.2025 · 18:00 Uhr
[1 Kommentar]
Swiss Re hebt die Messlatte für 2026 – und verspricht mehr Geld für Aktionäre
Der Schweizer Branchenriese rechnet 2026 mit einem Nettogewinn von 4,5 Milliarden Dollar. Damit liegt die Zielmarke leicht über dem Anspruch für das laufende Jahr, für das Swiss Re bislang „mehr als 4,4 Milliarden Dollar“ in Aussicht gestellt hatte. Mehr Ausschüttung, mehr Disziplin Die Kapitalseite spielt in der neuen Planung eine zentrale Rolle. Swiss Re will die reguläre Dividende je Aktie in […] (00)
vor 42 Minuten
Vereinte Nationen (Archiv)
New York - Die Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, wirbt für eine Frau an der Spitze der Vereinten Nationen. Männer und Frauen hätten "die gleichen Rechte und sollten somit auch die gleichen Chancen haben, Generalsekretärin zu werden", sagte die frühere deutsche Außenministerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). "Und da ist schwer zu erklären, warum es in […] (02)
vor 54 Minuten
Finnische Autofokus-Brille in letzter Entwicklungsphase – bald wieder Sehen ohne Grenzen?
So ziemlich jeder wird mit steigenden Alter weitsichtig. Und weil ein bedeutender Anteil der Bevölkerung dazu auch noch kurzsichtig ist, hilft die »normale« Brille dann nicht mehr weiter. Eine teure (und für viele Leute auch nervige) Gleitsichtbrille muss her – oder man endet in einem ständigen Brillenwechsel zwischen Lese- und Fernsicht. Wie schön wäre eine Brille, die sich selbst fokussiert! […] (00)
vor 2 Stunden
Review: Turtle Beach Vulcan II TKL Pro – Ein Stern unter den TKL Tastaturen
Die Turtle Beach Vulcan II TKL ist eine Tastatur, die sich nicht nur durch ihr kompaktes Tenkeyless-Design auszeichnet, sondern auch durch eine Vielzahl an Features, die sie von der Konkurrenz abheben. In diesem erweiterten Review gehe ich noch detaillierter auf die Stärken ein, stelle die wichtigsten Mitbewerber im direkten Vergleich vor und beleuchte die Möglichkeiten der Swarm II Software […] (00)
vor 1 Stunde
Review: Turtle Beach Burst II Pro – Gaming Maus oder graues Mäuschen
Die Turtle Beach Burst II Pro will nicht „nur“ schnell sein, sondern konsistent schneller und präziser als das, was du gewohnt bist. Das merkt man schon an der Architektur: echte 8K‑Wireless‑Polling‑Rate, ein Sensor, der nach oben wie nach unten ungewöhnlich fein skaliert, sowie ein konsequent leichtes, symmetrisches Gehäuse ohne Hohlraum-Skelet-Design. Dazu kommt eine Software, die nicht bloß […] (00)
vor 1 Stunde
Neuer Einsatz für Frank Koops: «Harter Brocken» am 25. Dezember
Der Weihnachtskrimi mit Aljoscha Stadelmann und Anna Fischer soll an den Festtagen gute Quoten holen. Am 25. Dezember um 20: 15 Uhr feiert der neue Film der beliebten Reihe Harter Brocken Premiere. In „Die Erpressung“ muss Dorfpolizist Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) diesmal einen besonders undurchsichtigen Fall lösen – mit Verbindungen zu ehemaligen DDR-Agenten, tödlichen Geheimnissen und einem Fall, der weit über das beschauliche […] (00)
vor 5 Stunden
Hamburger SV - SV Werder Bremen
Hamburg (dpa) - Das erste Bundesliga-Nordderby seit fast acht Jahren endete fast im Tumult. Weil einige Ersatzspieler des Hamburger SV das 3: 2 (1: 0) gegen Werder Bremen provokativ vor der Bank des ewigen Rivalen feierten, gingen die Profis beider Clubs auch nach dem Abpfiff noch einmal aufeinander los. Auch HSV-Trainer Merlin Polzin musste dabei helfen, diese Traube wieder aufzulösen. Danach […] (01)
vor 47 Minuten
Neuer ZVO-Stipendiat an der TU Ilmenau
Hilden, 07.12.2025 (PresseBox) - Janos Lörincz absolvierte zunächst ein Chemie-Studium (B.Sc.) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Daran schloss sich ein Lehramtsstudium in den Fächern Chemie und Geschichte an, ebenfalls an der Johannes Gutenberg-Universität. Im Oktober 2025 begann er das Masterstudium der Elektrochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau. Sein Interesse für Chemie […] (00)
vor 9 Stunden
 
Block-Aktie im Fokus: Neue Prognosen überzeugen trotz schwachem Fintech-Umfeld
Enttäuschende Zahlen, aber neuer Optimismus Die Q3-Bilanz fiel gemischt aus: Der Gewinn […] (00)
Regierung legt Sicherheitsstrategie vor – und rechnet mit Europa ab
Rückkehr zur Monroe-Doktrin Gleich zu Beginn signalisiert das Papier eine strategische […] (00)
USA: Frieden in der Ukraine hängt nun klar von Russland ab
Ein scheinbar banaler Satz – mit politischem Gewicht Seit zwei Tagen ringen der US- […] (00)
Julian Justvan (Archiv)
Dortmund - Zum Abschluss des 15. Spieltags der 2. Bundesliga haben sich der 1. FC Nürnberg und […] (01)
Rückkehr aus der Krise: Warum Block plötzlich wieder Hoffnung macht
Block hat ein Jahr hinter sich, das selbst für den durch Turbulenzen gewohnten Fintech-Sektor […] (00)
Künstliche Intelligenz Nachrichten
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine revolutionäre Innovation, die unsere Welt bereits […] (00)
Urs Fischer
Mainz (dpa) - Der FSV Mainz 05 hat Urs Fischer als Trainer verpflichtet. Der 59-Jährige tritt […] (01)
D-Wave startet Angriff auf US-Regierungsmarkt
Eine Sparte für das Pentagon-Zeitalter der Quantenbits Die neue „U.S. Government Business […] (00)
 
 
Suchbegriff