Einzelhandel in der Krise: Hochkarätige Insolvenzen und anhaltender Konsolidierungsdruck
Die Insolvenzlage im deutschen Einzelhandel hat ein besorgniserregendes Niveau erreicht, wie der Kreditversicherer Allianz Trade berichtet. Zwischen August 2024 und August 2025 wurden 2.490 Insolvenzen erfasst, was den höchsten Stand seit Oktober 2016 markiert. Interessanterweise lag die Zahl der Pleiten in den zwölf Monaten davor mit 2.520 sogar noch etwas höher. Dennoch bleibt die Situation angespannt. Zu den prominenten Opfern der Krise zählen bekannte Namen wie der Schuhhändler Görtz, der Modehersteller Gerry Weber und der Herrenausstatter Wormland. Auch Esprit musste sämtliche Geschäfte schließen, während Depot und Kodi ihre Filialnetzwerke erheblich reduzierten.
Guillaume Dejean, Branchenanalyst bei Allianz Trade, prognostiziert, dass die Konsolidierung im Einzelhandel weiterhin anhält und die Insolvenzzahlen steigen werden, allerdings in einem geringeren Tempo. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits in den letzten Monaten ab. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Insolvenzen im August 2025 um 13 Prozent, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Anstieg von 20 Prozent verzeichnet wurde. Dies wird durch leicht bessere wirtschaftliche Aussichten gestützt.
Besonders in Europa zählt der Einzelhandel zu den am stärksten betroffenen Sektoren. Doch der Blick über die Grenzen eröffnet neue Hoffnung: In vielen Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Dänemark sind die Insolvenzquoten teils signifikant gesunken.
Dejean weist darauf hin, dass der Einzelhandel noch immer unter den fundamentalen Veränderungen leidet, die während der Corona-Pandemie begonnen haben. Um dem zunehmenden Wettbewerb durch große Online-Marktplätze gerecht zu werden, sollten Einzelhändler verstärkt in digitale Lösungen und moderne Technologien investieren. Kleinere Unternehmen können diesen Anforderungen oft nicht gerecht werden. "Es ist ein Kampf, der an David gegen Goliath erinnert", kommentiert der Experte. So hängen einige Textilhändler am "seidenen Faden" und stehen vor immensen Herausforderungen.

