Diplomatie am Scheideweg: Erneutes Tauziehen auf der Weltklimakonferenz
Die Weltklimakonferenz, die im brasilianischen Belém stattfindet, hat sich angesichts eines zähen Streits über den Fahrplan zur Abkehr von fossilen Brennstoffen in die Verlängerung begeben. Eine breite Allianz von Staaten, darunter Deutschland, drängt auf ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen. Gleichzeitig fordern ärmere Länder verstärkte finanzielle Unterstützung zur Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung. Trotz intensiver Gespräche unter den rund 200 teilnehmenden Staaten konnte bisher kein Durchbruch erzielt werden.
UN-Generalsekretär António Guterres appellierte eindringlich an die Verantwortlichen, die Welt beobachte aufmerksam die Verhandlungen. 'Die Menschen erwarten Taten statt Ausreden', mahnte er. Die Konferenz sollte ursprünglich am Freitag offiziell beendet werden, doch in mehreren Jahren zuvor zogen sich die Verhandlungen aufgrund der komplexen Themen ebenfalls in die Länge. André Corrêa do Lago, der brasilianische Präsident des Gipfels, hob hervor, es komme darauf an, einen Konsens fast aller Staaten zu erreichen, um die Gegner der internationalen Zusammenarbeit nicht zu stärken.
Ein Brandbrief Deutschlands und anderer Staaten fordert klar definierte Schritte zum Ausstieg aus der Nutzung von Öl, Gas und Kohle. Ein am Freitag präsentierter Entwurf potenzieller Beschlüsse sorgte für Unmut – Deutschland und die EU lehnten den Vorschlag ab. Bundesumweltminister Carsten Schneider stellte fest, dass noch schwierige Verhandlungen bevorstehen. Um eine Einigung zu erzielen, seien unter anderem Überzeugungsarbeit bei Indien und China nötig. Ziel sei es, die Blockadedrohungen erdölfördernder Länder wie Saudi-Arabien zu umgehen.
Für ärmere Staaten und Entwicklungsländer ist die Verantwortung der Industrieländer als Hauptverursacher der Klimakrise zentral. Sie argumentieren, dass übermäßige Eile beim Klimaschutz ihre wirtschaftliche Entwicklung gefährden könnte. Gleichzeitig erhöhen sie den Druck auf Industriestaaten, ihre finanziellen Klimahilfen deutlich zu intensivieren. Eine Erhöhung auf mindestens 120 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2030 wird vorgeschlagen, um dem steigenden Bedarf an Schutzmaßnahmen gegen Extremwetterereignisse gerecht zu werden.
Laut dem Klimarisiko-Index 2026 von Germanwatch sind Entwicklungsländer besonders von Hitzewellen, Stürmen und Überschwemmungen betroffen gewesen. Die Verhandlungen in Belém stehen unter Zeitdruck, da viele Delegierte ihre Rückreise vorbereitet haben und die genutzten Kreuzfahrtschiffe die Stadt im Amazonasgebiet bald verlassen. Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise erscheint eine Einigung dringend notwendig. Die Wissenschaft warnt, dass die im Pariser Klimaabkommen gesetzte 1,5-Grad-Grenze bald überschritten werden könnte.

