Deutschland verabschiedet den Papier-Fahrzeugschein – und macht das Smartphone zum Fahrzeugausweis
Der Fahrzeugschein gehört zu den Dokumenten, die man ständig dabei haben muss – und doch meistens sucht. Handschuhfach, Jackentasche, Küchenschublade. Damit ist jetzt Schluss. Mit der neuen App i-Kfz lässt sich der Fahrzeugschein digital aufs Handy laden und bei Verkehrskontrollen vorzeigen. Validiert und rechtssicher – zumindest innerhalb Deutschlands.
Verkehrsminister Patrick Schnieder und Digitalminister Karsten Wildberger präsentierten das System in Berlin gemeinsam mit dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Die App sei ein Baustein der überfälligen Digitalisierung staatlicher Prozesse, sagte Schnieder. Der ADAC spricht von „spürbarer Erleichterung“ für Autofahrer.
Wie funktioniert der digitale Fahrzeugschein?
Der Fahrzeugschein – offiziell „Zulassungsbescheinigung Teil I“ – ist der Ausweis des Fahrzeugs. Halterdaten, technische Spezifikationen, Kennzeichen: alles drin. In der App funktioniert das so:
– Nutzer identifizieren sich über ihren Personalausweis mit Online-Funktion
– alternativ: ein QR-Code bei der Zulassung des Fahrzeugs
– der Fahrzeugschein wird heruntergeladen und lokal gespeichert
Die App prüft bei jedem Start automatisch, ob die Daten noch aktuell sind – einschließlich Erinnerung für den nächsten TÜV. Praktisch: Der digitale Fahrzeugschein kann geteilt werden – etwa mit Familienmitgliedern oder anderen Fahrern des Fahrzeugs.
Bei Kontrollen müssen Nutzer nicht das Handy abgeben. Es reicht, in der App zu interagieren, um Manipulationen oder Screenshots auszuschließen.
Was sagt die Polizei?
Die Gewerkschaft der Polizei begrüßt den Schritt. Digitale Dokumente seien schneller zur Hand und würden die Arbeit erleichtern. Gleichzeitig kritisiert sie fehlende Standards und Schulungen: Bisher gebe es keinen bundesweit einheitlichen Ablauf zur digitalen Prüfung oder Dokumentation. Außerdem warnt die GdP vor Risiken durch gehackte Apps oder Fälschungen.
Online statt Schalter: Was sich sonst ändert
Heute lässt sich ein Auto schon online zulassen – aber je nach Region mit völlig unterschiedlichen Systemen. Die Bundesregierung will das vereinheitlichen. Das Kraftfahrt-Bundesamt entwickelt dafür ein zentrales Portal, über das künftig die Vorgänge von mehr als 400 Zulassungsstellen gebündelt werden. Rund 20 Millionen Verwaltungsvorgänge jährlich sollen dort ablaufen.
Wann kommt der digitale Führerschein?
Die Antwort: schneller als gedacht.
Ende nächsten Jahres soll der Führerschein aufs Smartphone kommen – deutlich früher als das EU-Zieldatum 2030. Dann entfällt in Deutschland die Mitführpflicht des Kartenführerscheins beim Autofahren.
Und es bleibt nicht bei Fahrzeugdokumenten. Die App soll zur digitalen Brieftasche werden: Personalausweis, Bankdokumente, Einkommensnachweise, Gesundheitskarte, Zeugnisse – alles an einem Ort im Smartphone.


