Delivery Hero unter Druck: Strategische Neuausrichtungen geplant
Der Essenslieferdienst Delivery Hero ist derzeit mit einer Herausforderung an der Börse konfrontiert, die ihn zum Überdenken seiner Strategie veranlasst. In einem an die Aktionäre gerichteten Brief äußerte sich der im MDax gelistete Konzern enttäuscht über die aktuelle Bewertung und erklärte, dass man entschlossen sei, diese Problematik aktiv anzugehen. Um diesen Plan umsetzen zu können, wird das Unternehmen mit Beratern zusammenarbeiten, um strategische Optionen zu prüfen. Anleger am Aktienmarkt nahmen diese Nachricht positiv auf, was im frühen Mittwochshandel zu einem Anstieg der Aktie um bis zu 9 Prozent führte. Im Jahresverlauf hat die Aktie jedoch nahezu ein Fünftel an Wert eingebüßt, während sie seit dem pandemiebedingten Höchststand Anfang 2021 rund 86 Prozent an Wert verloren hat.
Analyst Giles Thorne von Jefferies sieht einen Zusammenhang zwischen dieser Ankündigung und dem Druck einer Gruppe institutioneller Investoren. Übergeordnet sei die Botschaft des Managements, dass aktiv gehandelt werde. Delivery Hero nannte als mögliche Maßnahmen die Evaluierung strategischer Partnerschaften und Kapitalmarkttransaktionen für Ländergesellschaften. Auch Überlegungen zu 'wertsteigernden Maßnahmen zur Kapitalstruktur und Kapitalallokation' werden angestellt.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte bereits Ende November von Spannungen zwischen Delivery Hero und seinen Großaktionären berichtet, die in der zunehmenden Konsolidierung der Lieferbranche ihren Ursprung haben könnten. Ein geplantes Geschäft in Taiwan musste scheitern, nachdem Uber den geplanten Kauf des Foodpanda-Geschäfts wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken abgebrochen hatte. Gleichzeitig war ein Börsengang der Tochterfirma Talabat in Dubai ein Erfolg, der einen finanziellen Spielraum von knapp zwei Milliarden Euro schaffte.
Negative Währungseffekte zwangen Delivery Hero schon im August zur Kürzung der Jahresprognose, die dann im November bestätigt wurde. Bis 2025 plant der Konzern ein Wachstum des Bruttowarenwerts auf dem oberen Ende der 8 bis 10 Prozent Marke. Der Gesamtumsatz soll währungsbereinigt um 22 bis 24 Prozent steigen, während das bereinigte Ebitda zwischen 900 und 940 Millionen Euro erwartet wird.

