Auf dem Prüfstand: Debatte um späteren Renteneintritt in Deutschland
Die Diskussion um das Renteneintrittsalter in Deutschland gewinnt erneut an Dynamik. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche von der CDU hat sich auf dem jüngsten Arbeitgebertag in Berlin für eine Anpassung des Renteneintrittsalters an die gestiegene Lebenserwartung ausgesprochen. Ihre Forderung zielt darauf ab, den Beginn des Ruhestands in naher Zukunft auf einen späteren Zeitpunkt als bisher geplant zu verlegen. Reiche, die schon zuvor Aufmerksamkeit mit ähnlichen Forderungen erregt hatte, sieht Unterstützung von Seiten der Ökonomen und Arbeitgeber. Im Gegensatz dazu zeigen sich Gewerkschaften und die SPD wenig begeistert von der Idee eines solchen Schrittes.
Der aktuelle schwarz-rote Koalitionsvertrag sieht bisher keine Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters vor, sondern spricht sich für mehr Flexibilität beim Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand aus. Diese Flexibilisierung soll auf freiwilliger Basis erfolgen. Dennoch gibt es Pläne, eine Rentenkommission einzuberufen, um neue Modelle für die Zeit nach 2031 zu erarbeiten. Die Regierung hat eine grundlegende Reform angekündigt, deren genaue Ausrichtung aktuell noch offen ist.
Wirtschaftsministerin Reiche betonte die Notwendigkeit, sich an international bewährten Modellen, etwa aus Dänemark oder Schweden, zu orientieren und die bisher attraktive Frühverrentung weniger anziehend zu gestalten. Unterdessen forderte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger eine Revision des derzeit umstrittenen Rentenpakets innerhalb der Koalition. Anstatt das Sicherungsniveau bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens festzuschreiben, plädiert auch Dulger dafür, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. In Anbetracht des Fachkräftemangels spricht er sich zudem gegen eine abschlagsfreie Rente mit 63 aus.

