Warum Rumble Northern Data trotz Skandalen und Verlusten übernimmt – und was Tether damit zu tun hat
Northern Data: Skandale, Verluste, Ermittlungen
Northern Data ist seit Jahren eines der rätselhaftesten Unternehmen am deutschen Kapitalmarkt. Immer wieder kündigte das Unternehmen ambitionierte Projekte an – von Rechenzentren über KI-Cloud bis Mining-Megaprojekte in den USA. Wenig davon wurde am Ende umgesetzt.
Zuletzt häuften sich die Negativmeldungen:
- Steuer-Ermittlungen: Die Europäische Staatsanwaltschaft ließ Büros in Deutschland und Schweden durchsuchen. Vier Personen wurden festgenommen.
- Hohe Verluste: In den ersten sechs Monaten 2025 lag der Verlust bei rund 165 Millionen Euro.
- Eingebrochene Umsätze im Cloud-Geschäft: Statt geplanter 150–210 Millionen Euro setzte Northern Data nach Quartalseinbruch nur noch 0,6 Millionen Euro in der Cloud um.
Das Unternehmen erklärte, es handle sich um ein „Missverständnis“ und man kooperiere mit den Behörden. Dennoch: Anleger bleiben verunsichert.
Rumble: Mehr Reichweite als Einnahmen
Rumble ist ein Social-Media-Underdog. Die Plattform vermarktet sich als „freie Alternative zu YouTube“ und zieht vor allem konservative und „uncensored“-Creator an. Doch finanziell bleibt der Erfolg aus.
- Umsatz 2024: 95,5 Mio. USD
- Nettoverlust 2025 (bis Q3): 50 Mio. USD
- Mitglieder: 60 Mio. – YouTube hat 2,5 Mrd.
Rumble wächst, aber es verbrennt Geld. Warum also ein hochriskanter Tech-Zukauf in Deutschland?
Der Deal: Aktionäre zahlen drauf – Rumble kauft Hardware
Northern-Data-Aktionäre sollen ihre Aktien gegen neue Rumble-Aktien tauschen:
1 Northern-Data-Aktie = 2,03 Rumble-Aktien
Bei den Kursen vom Montag bedeutet das einen deutlichen Wertverlust. Zusätzlich gibt es eine mögliche Barzahlung von bis zu 173 Mio. Euro – allerdings nur, wenn bestimmte Bedingungen eintreten. Aktionärsschützer sprechen bereits von einem „Desaster“.
Was Rumble wirklich interessiert: Hardware.
Northern Data besitzt etwa 20.000 Nvidia-Grafikkarten (v. a. H100, H200 und A6000) und mehrere Rechenzentren. GPUs sind knapp – und damit wertvoll. Für Rumble bedeutet der Deal: Rechenkapazität für eigene KI-Pläne.
Tether: Der unsichtbare Architekt des Deals
Mitten in diesem Deal steht ein Akteur, der selten im Rampenlicht steht, aber immer größer wird: Tether.
- Über 180 Mrd. USD Stablecoins im Umlauf
- Macht Gewinne von 10 Mrd. USD pro Jahr – mit nur 200 Mitarbeitern
- Hält US-Staatsanleihen im Wert von 135 Mrd. USD
Tether hat Northern Data bereits finanziert:
- 575 Mio. € Kreditlinie
- Investitionen in GPUs (ca. 400 Mio. €)
- Mehrheitsaktionär über verschiedene Beteiligungsvehikel
Tether investiert aggressiv global – Agrarflächen, Gold, Mining, jetzt KI-Infrastruktur.
Im Analystencall formulierte CEO Paolo Ardoino das strategische Ziel:
„Wir bauen Infrastruktur für freie Kommunikation, KI und Energie.“
Rumble + Northern Data = Kommunikationsplattform + Rechenpower + Finanzierung
Und Tether sitzt im Zentrum.
Warnsignale überwiegen
Northern-Data-Aktionäre müssen einen massiven Abschlag akzeptieren. Die versprochene Barzahlung ist unklar und an Bedingungen geknüpft. Gleichzeitig steht das Unternehmen im Fokus von Steuer-Ermittlungen.
Rumble hat keine Profitabilität, finanziert sich über Tether – und ist abhängig vom Werbemarkt. Tether ist extrem mächtig – aber historisch umstritten.


