VW-Chef Blume fordert Flexibilität beim Verbrenner-Aus – Lob für Brüssels Realitätscheck
Volkswagen-Chef Oliver Blume hat sich offen für eine Neubewertung des geplanten EU-Verbrenner-Verbots im Jahr 2035 gezeigt. „Es braucht immer wieder Prüfpunkte, die sich an den Realitäten der Marktentwicklung orientieren“, sagte Blume am Rande der Automesse in Shanghai der Neuen Osnabrücker Zeitung. Politisch flexible Übergangszeiträume seien notwendig, wenn sich die E-Mobilität langsamer verbreite als erwartet.
Blume lobte zugleich die Entscheidung der EU-Kommission, Autoherstellern zwischen 2025 und 2027 einen Ausgleichsmechanismus bei der Erfüllung der CO₂-Flottenziele zu gewähren. „Das ist ein richtiger Realitätscheck“, erklärte der VW-Chef. Der Klimaschutz werde dadurch nicht verwässert, aber die Industrie erhalte dringend benötigte Flexibilität, um Strafzahlungen zu vermeiden.
Hintergrund ist, dass Hersteller wie Volkswagen und Renault Schwierigkeiten haben, die ab 2025 verschärften CO₂-Grenzwerte fristgerecht zu erreichen. Ursprünglich sollten die Flottenziele Ende 2025 vollumfänglich greifen. Der Vorschlag der Kommission, den Unternehmen drei Jahre mehr Zeit einzuräumen, wird nun zwischen Europaparlament und Mitgliedstaaten verhandelt – theoretisch sind dabei auch Anpassungen am Verbrenner-Aus 2035 möglich.
Blume betonte, dass nicht allein die Automobilindustrie in der Verantwortung stehe: „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“ Er forderte bessere Ladeinfrastruktur in Städten und ländlichen Regionen, wettbewerbsfähige Energiepreise sowie eine verbindliche Förderung der Elektromobilität. Zwar sei das Schnellladenetz entlang deutscher Autobahnen gut entwickelt, im urbanen Raum und auf dem Land bestehe aber erheblicher Nachholbedarf.
Für Volkswagen steht viel auf dem Spiel. Das Unternehmen investiert Milliarden in neue E-Modelle, kämpft jedoch gleichzeitig mit einem schleppenden Absatz elektrischer Fahrzeuge auf wichtigen Märkten. Flexiblere Übergangsregelungen könnten dem Konzern dringend benötigte Zeit verschaffen, um die Transformation profitabel zu gestalten.