Tortoise übernimmt The Observer: Ein neuer Kurs in unruhigen Zeiten
Der Besitzer der Guardian Media Group hat sich für den Verkauf der traditionsreichen Sonntagszeitung The Observer an das digitale Start-up Tortoise entschieden. Trotz zweitägiger Streiks der Belegschaft wird erwartet, dass am Freitag die offizielle Bekanntgabe erfolgt. Die Mitglieder des Scott Trust, dem milliardenschweren Fonds hinter The Guardian und seit 1993 auch hinter The Observer, diskutierten am Donnerstagabend über den Deal.
Tortoise, gegründet von James Harding, plant eine Investition von 25 Millionen Pfund in den nächsten fünf Jahren, um das 233 Jahre alte Blatt wiederzubeleben. Trotz volatiler Finanzen baut der Deal auf dem Versprechen, nachhaltige und langfristige Unterstützung sicherzustellen. Das Guardian-Board hat seine Zustimmung zum Verkauf bereits signalisiert, allerdings nicht ohne Bedingungen, die Bedenken der Mitarbeiter Rechnung tragen.
Anna Bateson, CEO der Guardian Media Group, und die Chefredakteurin des Guardian, Katherine Viner, stehen ebenso wie der Scott Trust im Kreuzfeuer der Kritik. Ole Jacob Sunde, Vorsitzender des Scott Trust, versicherte in einer E-Mail an die Mitarbeiter, dass der Trust ein Co-Eigner des Observer bleiben wird. Die Werte von redaktioneller Unabhängigkeit, Pressefreiheit und liberalem Journalismus sollen weiter gewahrt bleiben.
Dem Personal des Observer wird ein freiwilliges Abfindungsprogramm angeboten. Wer nicht zu Tortoise wechseln möchte, kann sich für Positionen beim Guardian bewerben. Trotz der Proteste, die von Prominenten und Abgeordneten Unterstützung erfuhren, bleibt der Verkauf an Tortoise der einzige ernsthafte Vorschlag, der auf dem Tisch liegt.
Alternative Angebote, darunter das Interesse des grünen Energieunternehmers Dale Vince, blieben anonym und substanzlos. Es bleibt spannend, wie sich die Verschiebungen in der britischen Medienlandschaft unter diesen neuen Vorzeichen entwickeln werden.

