Steinmeiers Appell an Großbritannien: Ein Schulterschluss für europäische Werte
Im Herzen Londons, in der ehrwürdigen Royal Gallery des Westminster-Parlaments, rief Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Großbritannien zu einem gemeinsamen Einsatz für die Verteidigung europäischer Werte auf. In einer eindringlichen Rede betonte er die Wichtigkeit des Zusammenhalts angesichts Bedrohungen für die Demokratie und die Freiheit. "Wir stehen zusammen, als Verbündete, als Partner, als Freunde", verkündete Steinmeier mit Nachdruck und erntete dafür beidseitig langen Applaus. Der Hintergrund für diesen Appell ist die herausfordernde Zeitenwende in den Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien, ausgelöst durch den Brexit im Jahr 2020. Steinmeier räumte ein, dass dieser Schritt Enttäuschung und Unsicherheit gebracht habe. Doch mit dem Vertrag von Kensington, der im Juli unterzeichnet wurde, wird eine neue Ära der Kooperation eingeleitet, bei der der Blick nach vorn gerichtet ist.
Besonders in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung bestehen bereits intensive Kooperationen zwischen den beiden Nationen. Gemeinsame Rüstungsprojekte und der Einsatz für die Ukraine sind Beispiele der derzeitigen Bündnisse. Auch in der Energie- und Klimapolitik zeigt sich Einigkeit, etwa durch die Partnerschaft im Bereich Wasserstoff. Von höchster Bedeutung seien jedoch die menschlichen Verbindungen, wie Steinmeier mehrfach hervorhob. Mit Bedauern wies er darauf hin, dass der Brexit den Austausch in Bildung und Praktika erschwert habe, insbesondere für junge Menschen. Trotzdem wird daran gearbeitet, diese Hürden zu beseitigen und den Austausch wieder zu erleichtern.
Dankbar erinnerte Steinmeier außerdem an die Aussöhnung mit Großbritannien nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Das heutige gute Verhältnis sei ein wertvolles Geschenk. Beim Besuch in Coventry, einer Stadt, die im Krieg stark gelitten hatte, wird der Bundespräsident diesen Gedanken der Versöhnung noch einmal unterstreichen. Zum Ende seines Aufenthalts legten Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender einen Kranz am Grab von Königin Elisabeth II. nieder, womit sie ihre Verbundenheit mit dem Vereinigten Königreich betonten. Mit einem Treffen von Ehrenamtlichen endete der Besuch würdevoll, bevor sich König Charles III. und Königin Camilla von ihren deutschen Gästen verabschiedeten.

