Ölraffinerie im Hinterhof: Altfett-Diebstähle in Deutschland auf dem Vormarsch
Der Markt für Altspeisefett scheint kriminelle Energien in Deutschland zu beflügeln. Laut dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) nehmen Diebstähle von gebrauchten Fetten und Ölen aus gastronomischen Betrieben erheblich zu, was die Entsorgungsbranche stark belastet.
Organisierte Tätergruppen bedienen sich scheinbar der besonderen Tonne hinter dem Restaurant, um altes Fett mit Eimern oder ihnen sogar samt Behältnis zu entwenden. Solch altes Speisefett ist keineswegs Abfall; vielmehr wird es zur Biodieselproduktion verwendet und gilt als begehrter Sekundärrohstoff. Diesen kriminellen Machenschaften zuzuschreiben ist ein Millionenschaden, den die Branche seit 2022 erlebt. Die Anzeigen häufen sich, doch rechtliche Konsequenzen für die Täter bleiben meist aus, da Verfahren oft eingestellt werden.
Jährlich fallen rund 120.000 Tonnen Altspeisefett an, das aufgrund hoher Zertifizierungsvorgaben auf offiziellem Weg gehandelt wird. Doch diese gestohlene Ressource findet ihren Weg fortan doppelt illegal, vornehmlich Richtung Niederlande. Für die Gastronomie und die Entsorgungsbetriebe bedeutet das einen empfindlichen wirtschaftlichen Verlust, da Altfett bis zu 900 Euro pro Tonne einbringt.
Ein Unternehmer aus der Pfalz sieht sein Geschäft durch die Altfett-Diebstähle in existenzieller Gefahr: Beinahe täglich kann er zwei bis drei Diebstähle dokumentieren, was sich zu einem Schaden von etwa 40.000 Euro allein in diesem Jahr summiert. Hoffnung keimte kurzzeitig auf, als in Hockenheim die Polizei zwei mutmaßliche Täter auf frischer Tat ertappte. In ihrem Kleinlaster fanden sich zwölf Fässer des gestohlenen Altfetts.

