Kanada wählt: Ein spannendes Rennen um die Zukunft des Nordens
Kanada, das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde und enger Nachbar der Vereinigten Staaten, steht vor einer wegweisenden Parlamentswahl. Schon im Vorfeld deuteten Umfragen auf ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Liberalen unter der Führung des erfahrenen Krisenmanagers Mark Carney und den konservativen Herausforderern mit dem markigen Spitzenkandidaten Pierre Poilievre hin. Erwartet werden die ersten Ergebnisse in der Nacht zu Dienstag, wobei eine beispiellose Beteiligung von über sieben Millionen frühen Wählern in dem riesigen Land ihre Stimmen schon abgegeben hat.
Carneys liberale Partei, die zuletzt von dem beliebten "Kanadas Kennedy", Justin Trudeau, geführt wurde, versucht in dieser Wahl, ihre Regierungsverantwortung trotz erhöhter gesellschaftlicher Spannungen und wirtschaftlicher Herausforderungen aufrechtzuerhalten. Der unerwartete Rückenwind für die Liberalen kam unter anderem durch die Zoll- und Annexionsandrohungen des US-Präsidenten Donald Trump zustande, die bei vielen Kanadiern einen Eindruck nationaler Einheit und Widerstandsfähigkeit weckten – Ausdruck gefunden in dem neu entdeckten Slogan "Ellenbogen raus!".
Für Pierre Poilievre, der den "Canada First"-Ansatz verfolgt und damit viele Trump-treue Anhänger in Kanada anzusprechen versuchte, stellten sich Trumps Aktionen als zweischneidiges Schwert heraus. In seinem Wahlkampf sprach er gegen "woke" Ideologien und für weniger staatliche Eingriffe, was jedoch beim Aufkommen nationaler Solidarität zunehmend an Reiz verlor.
Die Liberalen hoffen, die absolute Mehrheit von 172 Sitzen im Parlament von Ottawa zu sichern, doch ein solches Ergebnis könnte auch den Konservativen winken. Angesichts einer möglichen Minderheitsregierung bleibt die Unterstützung kleinerer Parteien, wie den Sozialdemokraten oder den Grünen, von entscheidender Bedeutung. Ein letzter Schatten über die Wahlen wirft jedoch ein tragisches Ereignis in Vancouver, bei dem ein Fahrzeug in eine feiernde Menschenmenge fuhr, elf Menschen getötet wurden und sich die Polizei beruhigend sicher zeigte, dass es kein Terrorakt sei.