Finanzielle Blutleere! Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 reißt ein $37 Millionen Loch
Manchmal reicht selbst der klangvollste Name nicht aus, um den Durst der Massen zu stillen. Was als triumphale Rückkehr einer Kultmarke geplant war, endete für Paradox Interactive in einem ernüchternden Kater. Der schwedische Publisher musste eingestehen, dass Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 die hochgesteckten kommerziellen Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllen konnte. Einen Monat nach dem Debüt herrscht Gewissheit: Die Verkaufszahlen blieben weit hinter den Prognosen zurück. Die Konsequenz ist brutal und beziffert sich auf eine Abschreibung in Höhe von rund 37 Millionen US-Dollar. Es ist das bittere Ende einer Entwicklungsodyssee, die von Anfang an unter keinem guten Stern stand.
Ein unpassendes Terrain: Paradox‘ überraschende Selbstkritik
In einer Branche, in der Sündenböcke meist schnell gefunden sind, überrascht CEO Frederik Wester mit bemerkenswerter Offenheit. Anstatt den schwarzen Peter an das Entwicklerstudio The Chinese Room weiterzureichen, nimmt er die Schuld vollständig auf die eigene Kappe. Er lobt die Arbeit des Teams ausdrücklich und bezeichnet das fertige Produkt als eine „starke Vampir-Fantasie“. Der Fehler lag vielmehr in der strategischen Ausrichtung. Wester räumte ein, dass sich das Projekt außerhalb der Kernkompetenzen des Unternehmens befand. Dies habe es rückblickend extrem erschwert, das Marktpotenzial realistisch einzuschätzen. Künftig wolle man das Kapital wieder stärker auf die eigenen Spezialgebiete fokussieren, anstatt in fremden Gewässern zu fischen.
Entwickler in der Zwickmühle: Die warnenden Stimmen der Vergangenheit
Diese Ehrlichkeit wirft ein interessantes Licht auf frühere Aussagen von Dan Pinchbeck, dem ehemaligen Creative Director. Er hatte bereits angedeutet, dass das Studio für ein Projekt dieser Größenordnung „erschreckend unvorbereitet“ war. In Gesprächen wurde sogar erwogen, den Publisher anzuflehen, den Titel nicht Bloodlines 2 zu nennen, da weder Zeit noch Budget ausreichten, um dem gewaltigen Erbe gerecht zu werden. Es scheint, als hätten sich zwei Parteien in einen Pakt begeben, dessen Bedingungen von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Nun steht die Marke World of Darkness am Scheideweg, und es muss evaluiert werden, wie man diesen Schatz in Zukunft besser heben kann.
Zukunft in Grauzonen: Updates und Perspektiven
Trotz des finanziellen Desasters wird der Stecker nicht sofort gezogen. Käufer dürfen sich weiterhin auf die versprochenen Inhalte freuen. Die beiden kostenpflichtigen Erweiterungen, Loose Cannon und The Flower and The Flame, sind fest für das zweite und dritte Quartal 2026 eingeplant. Auch technisch wird nachgebessert: Ein heiß ersehnter FOV-Regler sowie anpassbare Schwierigkeitsgrade stehen auf der Roadmap. Letztere sollen es ermöglichen, bestimmte Segmente im zweiten Spieldurchlauf zu überspringen – ein kleiner Trost für jene, die dem Titel trotz allem die Treue halten. Das kürzliche Halloween-Update mit kosmetischen Neuerungen zeigt zudem, dass der Support noch lebt, auch wenn der Puls schwach ist.


