Energiepolitik im Trump-Zeitalter: Adnoc-Chef Jaber setzt auf „Klimarealismus“
Sultan al-Jaber, CEO der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) und ehemaliger Präsident der COP28, sieht sich durch die neue US-Energiepolitik unter Präsident Donald Trump bestätigt. Beim Energieforum CERAWeek in Texas betont Jaber, dass die Welt eine realistischere Sicht auf die Zukunft von Öl und Gas brauche – ein Standpunkt, der zunehmend in Einklang mit der Haltung Washingtons steht.
„Energie war und bleibt das Rückgrat der globalen Wirtschaft“, so Jaber. Statt auf Verbrauchsreduktion zu setzen, müsse es darum gehen, Entwicklungsländern bezahlbare Energie zu sichern, um wirtschaftliche Gleichheit zu fördern. Diese Sichtweise entspricht der Agenda des neuen US-Energieministers Chris Wright, der in Texas „irrationale, quasi-religiöse“ Klimapolitiken kritisierte und fossile Energien als Grundlage für Wohlstand und Wachstum bezeichnete.
Die Diskussion um „Energie-Realismus“ gewinnt vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten an Bedeutung. Die USA haben ihre Unterstützung für klimabezogene Restriktionen reduziert, während europäische Energiekonzerne über eine zunehmende Kluft zwischen Europa und den USA besorgt sind. Jaber, dessen Rolle als COP-Präsident ursprünglich stark kritisiert wurde, sieht sich nun bestätigt: „COP brauchte eine Kurskorrektur, weil alles im Kreis lief.“
Als langjähriger Strippenzieher in Abu Dhabi ist Jaber nicht nur Adnoc-CEO, sondern auch Industrie- und Entwicklungsminister sowie eine zentrale Figur in der globalen Energiepolitik. Seine Karriere begann jedoch in der Erneuerbaren-Energien-Sparte, als er die Masdar-Initiative mit aufbaute, die heute eines der größten Solar- und Windkraftunternehmen weltweit ist.
Seit seiner Berufung an die Spitze von Adnoc vor neun Jahren hat Jaber das Unternehmen tiefgreifend umstrukturiert. Der Staatskonzern galt als schwerfälliger Bürokratieapparat – Jaber kürzte Budgets, baute Arbeitsplätze ab und machte Adnoc wettbewerbsfähiger. „Ich kann hart sein, aber ich lasse mich nicht von Emotionen leiten.“
Die Klimapolitik der vergangenen Jahre sieht er rückblickend als einseitig und zu stark auf Einschränkungen fokussiert. Anstatt den Energieverbrauch zu begrenzen, müssten Technologie, politische Weichenstellungen und Verhaltensänderungen im Zentrum der Lösung stehen. Jaber bezeichnet sich heute als „Klimarealist“, der wirtschaftliche Entwicklung und Energiesicherheit als oberste Prioritäten sieht.
Beim Abschluss seines Auftritts in Texas bringt er seine Haltung mit einer Anspielung auf Trump auf den Punkt: „Es ist an der Zeit, Energie wieder groß zu machen.“