Deutschland kämpft mit hohen Luftverkehrskosten – Potenzial für Aufwind?
Die Standortkosten in Deutschland, insbesondere die Ticketsteuer, erweisen sich im europäischen Vergleich als signifikanter Wettbewerbsnachteil für die heimische Luftverkehrsbranche. Zwischen 2019 und 2024 verzeichnete Deutschland einen Anstieg der Standortkosten um 38 Prozent, während der europäische Durchschnitt bei 26 Prozent liegt. Staatssekretär Stefan Schnorr präsentierte diese Ergebnisse aus einem Gutachten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt wurde.
Diese Herausforderungen sollen Anfang April auf einer Verkehrsministerkonferenz intensiv diskutiert werden. Ziel ist, der neuen Bundesregierung konkrete Maßnahmen vorzuschlagen, die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs wieder stärken sollen. Bereits Ende des letzten Jahres hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf die hohen Belastungen der Branche im internationalen Wettbewerb hingewiesen.
Die Erholung des Passagierverkehrs nach den pandemiebedingten Einbrüchen gestaltet sich für Deutschland zögerlicher als für viele andere europäische Länder. So wurde 2024 das Vorkrisenniveau mit einem Aufkommen von lediglich 80 Prozent des Passagierverkehrs erreicht, während innerhalb der EU fast wieder Vor-Pandemie-Niveaus herrschen.
Der in der Studie gemachte Vorschlag, die Luftverkehrssteuer für europäische Flüge abzuschaffen, könnte laut den Schätzungen zu einem signifikanten Anstieg der Passagierzahlen führen. Zudem werden eine Differenzierung der Ticketsteuer nach Sitzklassen, die Liberalisierung von Luftverkehrsabkommen sowie eine Optimierung von Flugsicherungs- und Flughafenbetriebskosten als mögliche Maßnahmen genannt. Auch der Flughafenverband ADV spricht sich für diese Entlastungen aus und betont die Notwendigkeit einer Steuerabschaffung als ersten Schritt.
Die schleppende wirtschaftliche Erholung, der Rückgang der Geschäftsreisen durch virtuelle Meetings und die verstärkte Nutzung der Bahn für innerdeutsche Reisen tragen weiter zur langsamen Erholung bei. Dennoch könnte eine kluge Anpassung der Rahmenbedingungen den Luftverkehrsstandort Deutschland wieder kompetitiver machen und einen kräftigen Aufwind bedeuten.