Aussicht auf eine neue geopolitische Ordnung? Trump, Putin und die Zukunft Europas
Während in Washington und Moskau Gespräche über eine mögliche Beendigung des Ukraine-Kriegs laufen, bleibt Europa außen vor. Die erste offizielle Delegationstreffen zwischen den USA und Russland nach langer Pause verdeutlichen eine mögliche geopolitische Neuordnung. Doch was bedeutet dies für die Zukunft der europäischen Sicherheitsarchitektur und die Rolle der EU?
Geheime Verhandlungen ohne Europa
Laut Berichten aus diplomatischen Kreisen wurden in den Gesprächen zwischen Washington und Moskau nicht nur Bedingungen für einen Waffenstillstand in der Ukraine diskutiert, sondern auch eine langfristige geopolitische Verständigung.
Die Ukraine selbst sowie andere europäische Staaten sind nicht Teil dieser Verhandlungen. Besonders brisant: Ein mögliches Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin könnte noch vor Ende des Monats stattfinden.
Analysten sehen darin eine Fortsetzung der politischen Linie Trumps, der schon während seiner ersten Amtszeit europäische Verbündete als Belastung betrachtete und die NATO als "obsolet" bezeichnete.
Dass Trump nun möglicherweise bereit ist, Russland weitreichende Zugeständnisse zu machen, könnte Europa in eine geopolitische Defensive drängen.
Die Pax Russo-Americana: Ein neuer Deal auf Kosten Europas?
Ein mögliches Szenario: Die USA verzichten auf eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine, während Russland im Gegenzug seine engen Beziehungen zu China lockert.
Eine solche Übereinkunft würde Russland als Partner Washingtons in einer neuen bipolaren Weltordnung positionieren – mit China als Hauptgegner. Doch für Europa hätte diese Entwicklung gravierende Konsequenzen.

Russland könnte nicht nur seine territorialen Gewinne in der Ukraine festigen, sondern auch seinen politischen Einfluss auf europäische Staaten weiter ausbauen. Bereits jetzt sind pro-russische Parteien in mehreren Ländern auf dem Vormarsch: die AfD in Deutschland, Marine Le Pens Rassemblement National in Frankreich oder die ungarische Fidesz-Partei von Viktor Orbán.
Sollte Washington Moskaus Kurs stillschweigend tolerieren, könnte die EU auf lange Sicht als sicherheitspolitischer Akteur entmachtet werden.
Ein schwaches Europa – wirtschaftliche und sicherheitspolitische Folgen
Ein politisch geschwächtes Europa könnte sich auch wirtschaftlich nachteilig auswirken. Während die USA und Russland eine neue Ära der wirtschaftlichen Kooperation einläuten könnten, bliebe die EU als Wirtschaftsmacht zunehmend isoliert.
Der Zugang zu günstiger russischer Energie könnte wieder möglich sein – aber zu einem politischen Preis. Staaten, die sich gegen eine Annäherung an Moskau wehren, müssten mit Nachteilen rechnen.
Das Risiko: Ein fragmentiertes Europa mit tiefen wirtschaftlichen Spaltungen, in dem Länder mit russischen Energieimporten privilegiert werden, während andere auf teurere Alternativen angewiesen sind.
Investoren und Unternehmen könnten in dieser Unsicherheit zögerlich agieren, was sich langfristig auf das Wirtschaftswachstum auswirken würde.
Die EU vor einer sicherheitspolitischen Zerreißprobe
Falls sich die USA aus ihrer traditionellen Rolle als Sicherheitsgarant Europas zurückziehen, könnte die EU gezwungen sein, eigenständige Verteidigungsstrukturen aufzubauen.
Doch ohne amerikanische Unterstützung und angesichts der politischen Uneinigkeit in Europa könnte eine effektive Verteidigungsunion ein schwer erreichbares Ziel bleiben.
In Ländern wie Deutschland mehren sich bereits Stimmen, die für eine stärkere militärische Eigenständigkeit plädieren. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte mehrfach davor, sich allein auf die USA zu verlassen, und forderte den Aufbau einer europäischen Verteidigungsunion. Doch ohne eine kohärente sicherheitspolitische Strategie bleibt die EU in einer reaktiven Rolle – anstatt aktiv eigene Interessen zu gestalten.

