Zahl der getöteten Kinder in Afghanistan stark gestiegen

06. Februar 2017, 17:07 Uhr · Quelle: dpa

Kabul (dpa) - Die Zahl der in Afghanistan getöteten und verletzten Kinder ist dramatisch gestiegen. 3512 Kinder seien 2016 dem neu aufgeflammten Krieg zwischen den radikalislamischen Taliban und der afghanischen Regierung zum Opfer gefallen.

So steht es in dem veröffentlichten Jahresbericht der UN zu zivilen Opfern in Afghanistan. Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast jedes dritte Opfer sei nun ein Kind.

Die UN machen dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht besiedelten Gebieten mit vielen Familien verantwortlich. Erheblich mehr Kinder seien deshalb auch durch explosive Überbleibsel von Kämpfen wie nicht detonierte Munition zu Schaden gekommen (plus 65 Prozent). Außerdem sei die Zahl der Kinderopfer durch die vor allem von Taliban gelegten improvisierten Sprengsätze (IEDs) um vier Prozent gestiegen. Und auch internationale und afghanische Luftschläge hätten mehr als doppelt so viele Kinder getötet oder verletzt wie im Vorjahr (200 Kinder).

Mehrere von SPD und Grünen regierte Länder wollen abgelehnte Asylbewerber nur noch in Einzelfällen nach Afghanistan abschieben. Dazu zählen Rheinland-Pfalz, Berlin, Bremen und Niedersachsen. Schleswig-Holstein hat einen Stopp schon förmlich verfügt. Zur Begründung verweisen sie auf die heikle Sicherheitslage in Afghanistan, wo radikal-islamische Talibankämpfer immer wieder Anschläge verüben. Zuerst hatte die Funke-Mediengruppe über die Bedenken der Länder berichtet.

Die Union im Bundestag kritisierte die Überlegungen. «Das Handeln der rot-grün regierten Länder droht unser Asylrecht auszuhöhlen und wird in letzter Konsequenz die Flüchtlingszahlen aus Afghanistan
ansteigen lassen», warnte der stellvertretende Fraktionschef Stephan Harbarth. Rot-Grün scheine gar nicht mehr zu unterscheiden, ob sich Migranten rechtmäßig oder illegal in Deutschland aufhielten. Er verwies darauf, dass 2016 mehr als 3300 Migranten freiwillig nach Afghanistan zurückgekehrt seien.

Derzeit leben hierzulande nach Angaben des Bundes rund 12 500 ausreisepflichtige afghanische Staatsangehörige. Von ihnen verfügen aber mehr als 10 000 über eine Duldung. Das heißt, dass sie etwa wegen einer schweren Krankheit oder fehlender Papiere vorerst in Deutschland bleiben dürfen. Afghanistan lag sowohl 2015 als auch 2016 auf Platz 2 der Herkunftsländer.

Die Gesamtzahl der getöteten oder verletzten Zivilisten in Afghanistan hat unterdessen einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt sind nach dem UN-Bericht im vergangenen Jahr 11 418 Unbeteiligte getötet oder verletzt worden - ein Anstieg von drei Prozent gegenüber 2015. Die Zahl der Verletzten sei um sechs Prozent gestiegen (auf 7920 Menschen), die Zahl der Toten um zwei Prozent zurückgegangen (auf 3498 Menschen).

Unter den Frauen ist die Zahl der Opfer leicht zurückgegangen (minus zwei Prozent). Allerdings weisen die UN «besorgt» daraufhin, dass die Taliban Frauen weiterhin in Selbstjustiz für vermeintlich unmoralisches Verhalten bestraften - ein Trend, der sich nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten seit etwa zwei Jahren stetig verschärft.

Außerdem habe es sehr viel mehr gezielte Morde von Frauen gegeben (plus 25 Prozent). Viele weibliche Opfer seien Menschenrechtsaktivistinnen, Polizistinnen oder generell «im öffentlichen Leben» aktiv gewesen.

Am stärksten vom Krieg betroffen waren 2016 die Zivilisten im Süden des Landes, heißt es in dem Bericht weiter. Den größten Anstieg von Opfern (plus 34 Prozent) verzeichne aber Zentralafghanistan, vor allem wegen vieler Selbstmordanschläge in der Hauptstadt Kabul.

Die UN machen die Taliban und andere Rebellen- oder Terroristengruppen - wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) - für 61 Prozent aller zivilen Opfer verantwortlich. Dabei habe der IS fast zehn Mal so viele Zivilisten getötet oder verletzt (899) wie noch 2015. 22 Prozent der Opfer gingen auf das Konto afghanischer Sicherheitskräfte, zwei Prozent auf das internationaler Sicherheitskräfte. Der Rest sei oft nicht eindeutig zuzuordnen.

Insgesamt kamen die meisten Zivilisten durch Gefechte zwischen Taliban und Sicherheitskräften zu Schaden. Zweitgrößte Todesursache waren die von Taliban gelegten IEDs.

Seit Beginn der UN-Zählung 2009 sind mindestens 70 188 Zivilisten getötet oder verletzt worden. Angesichts des schrumpfenden Zugangs zu Provinzen weisen die UN darauf hin, dass ihre Zahlen möglicherweise zu niedrig sind.

Die Taliban wiesen den Bericht am Montag in einer Email als falsch und unfair zurück. In der Botschaft hieß es, der Hauptgrund für zivile Opfer seien die «ausländischen Eindringlinge», die Bomben auf Städte und Dörfer abwürfen, zivile Häuser angriffen und Militäroperationen gegen Kliniken oder Moscheen durchführten.

Konflikte / Menschenrechte / UN / Afghanistan
06.02.2017 · 17:07 Uhr
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