Stahlsektor blickt erwartungsvoll auf Wiederaufbaupotenzial in der Ukraine
Die Investmentbank Oddo BHF hebt das Potenzial der Stahlhersteller für den Wiederaufbau der Ukraine nach einem möglichen Ende des Krieges hervor. Analyst Maxime Kogge erinnert daran, dass die Aktien dieser Unternehmen bereits zu Jahresbeginn von solchen Hoffnungen angetrieben wurden, nur um später nach ergebnislosen Gesprächen wieder an Schwung zu verlieren.
Laut Schätzungen der Weltbank zur Zerstörung von Infrastruktur und Gebäuden, sieht Kogge einen Bedarf von fast 100 Megatonnen Stahl für den Wiederaufbau. Dies entspräche einem jährlichen Bedarf von zehn Megatonnen über die nächsten zehn Jahre. Insbesondere ukrainische Stahlwerke im Westen des Landes könnten hiervon profitieren, da die im Osten gelegenen Werke entweder zerstört oder unter russischer Kontrolle seien.
Kogge schätzt, dass ArcelorMittal, Kamet-Stahl und ein Metinvest-Werk in Saporischschja bis zu sechs Megatonnen liefern könnten. ArcelorMittal betreibt in der Großstadt Krywyj Rih Stahlhütten und könnte durch das Ukraine-Geschäft das operative Ergebnis mittelfristig um 800 Millionen US-Dollar steigern, obwohl Instandsetzungsarbeiten an einem Hochofen zu Verzögerungen führen könnten.
Asiatische Stahlproduzenten könnten sich wegen ihrer niedrigeren Preise einen Großteil der noch benötigten fünf Megatonnen sichern. Europäische Stahlhersteller, insbesondere Salzgitter, SSAB und Voestalpine, dürften von verbleibenden zwei bis drei Megatonnen profitieren, wobei bereits jetzt Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung ihre Geschäftsaussichten stärken.
Langfristig könnte Voestalpine stark von den möglichen Eisenerz-Importen aus der Ukraine profitieren, während SSAB und Outokumpu durch die Wiederaufnahme russischer Rohstoffeinfuhren Chancen sehen. Dennoch könnte ein intensiver Wettbewerb mit Russland und der Ukraine die europäische Stahlindustrie vor Herausforderungen stellen, denen die Wettbewerbsbehörden möglicherweise mit Abwehrmaßnahmen begegnen.

