Sechs Stunden Schweigen: Warum der Koalitionsausschuss das Rentenproblem weiter vor sich herschiebt
Koalitionsausschuss tagt – und vermeidet das Kernthema
Im Berliner Bundeskanzleramt herrschte stundenlang dichtes Schweigen. Erst gegen 2.30 Uhr verließen Kanzler Friedrich Merz und Vizekanzler Lars Klingbeil den Koalitionssaal – ohne eine einzige konkrete Aussage zum Rentenpaket. Die Presse soll erst am Freitagmorgen erfahren, was hinter verschlossenen Türen wirklich diskutiert wurde.
Offiziell standen drei Themen auf der Tagesordnung:
- das Verbrenner-Aus,
- das Heizungsgesetz,
- und – als zentrales Streitthema – die Reform der gesetzlichen Rente.
Doch am Ende gab es nur eines: Unklarheit.
Der Rentenstreit: Ein internes Risiko für die Regierung
In Wahrheit dominierte ein einziges Thema den Abend: die Zukunft des Rentenniveaus. Ausgerechnet in der eigenen Unionsfraktion formiert sich Widerstand – 18 Abgeordnete der „Jungen Gruppe“. Sie tragen den Kurs von Merz und Klingbeil nicht mit.
Worum geht es?
- Das Rentenniveau soll bis 2031 bei 48 Prozent bleiben.
- Danach möchte die Regierung einen höheren Wert festschreiben, als die bisherige Rechtslage vorsieht.
- Die Junge Gruppe lehnt das wegen erwarteter Milliardenkosten strikt ab.
Merz und die SPD-Führung sind jedoch klar: Am Gesetzentwurf wird nicht mehr gerüttelt. Politisch heikel – denn ohne die Stimmen der jungen Abweichler ist die eigene Mehrheit in Gefahr.
Jens Spahn versucht zu retten, was zu retten ist
Unions-Fraktionschef Jens Spahn greift inzwischen zu einem seltenen Mittel: Er stellt ein zweites Rentenpaket in Aussicht, um den Rebellen einen Ausweg zu bieten. Am Freitag soll weiter verhandelt werden.
Die Abstimmung im Bundestag ist zwar für kommende Woche geplant – aber noch nicht offiziell angesetzt. Ein Signal dafür, dass die Unsicherheit groß ist und der Koalitionsfrieden wackelt.
Ein Ausschuss voller Männer – und eine Frau im Zentrum
Der Koalitionsausschuss selbst wirkt inzwischen wie ein Sinnbild für die Schieflage: neun Männer, eine Frau. Diese eine Frau ist ausgerechnet Arbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel Bas – und damit die zentrale Figur in der Rentenfrage.
Dass ausgerechnet sie nach sechs Stunden keine Ergebnisse präsentieren konnte, lässt tief blicken: Die Fronten verhärten sich.
Schlaflos in Berlin: Merz startet direkt ins nächste Protokoll
Lange ausschlafen ist für Friedrich Merz nicht drin. Bereits um 10.30 Uhr empfängt er Sloweniens Ministerpräsidenten Robert Golob mit militärischen Ehren. Danach stehen Nato- und EU-Themen an – von der Ukraine bis zum Westbalkan.
Währenddessen bleibt das zentrale Problem der deutschen Sozialpolitik ungelöst.
Die Zeit läuft – und die Regierung duckt sich weg
Der Koalitionsausschuss hat getagt, geredet, beraten – aber zum Kern der Rentenkrise schweigt er weiter. Die Gefahr: Jede Verzögerung macht das Paket politisch teurer und finanziell riskanter.
Für die Regierung ist die Zeit ein Gegner.
Für die Beitragszahler ein Unsicherheitsfaktor.
Und für die Koalition ein Stresstest, den sie bisher nicht besteht.


