Paketbranche unter Druck: Hohe Belastungen belasten Zusteller
Paketboten sind das Rückgrat des boomenden Online-Handels, doch die Arbeitsbedingungen in der Branche stehen zunehmend in der Kritik. Eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi offenbart, dass viele Paketzusteller über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit hinaus gefordert werden. Lange Arbeitszeiten, unzureichende Pausen und Abstriche bei der Arbeitsqualität sind an der Tagesordnung. Besonders in der Vorweihnachtszeit, wenn das Paketvolumen durch Aktionen wie Black Friday ansteigt, schwillt das Arbeitspensum beträchtlich an.
Nordrhein-Westfalens Arbeitsministerium hat bei Kontrollen der Branche zahlreiche Verstöße gegen den Arbeitsschutz festgestellt. Zusteller sind zudem überdurchschnittlich oft krank, wie eine Analyse der AOK Rheinland/Hamburg zeigt. Mit knapp acht von 100 erkrankten Zustellern pro Tag weist die Branche einen höheren Krankenstand auf als der Schnitt anderer Sektoren. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind dabei die häufigsten Gründe für Fehlzeiten, betont AOK-Experte Michael Wenninghoff. Physische Herausforderungen wie das Heben schwerer Pakete und der ständige Zeitdruck erhöhen das Risiko für gesundheitliche Probleme.
Die Verdi-Umfrage ergab, dass ein Großteil der Zusteller unter hohem Zeitdruck steht und ihre Arbeit in kurzer Zeit erledigen muss. Viele geben an, dabei an ihre Leistungsgrenzen zu stoßen und Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Besonders prekär sind die Bedingungen bei Subunternehmern. Die Gewerkschaft fordert daher dringend neue Regelungen, darunter eine 20-Kilo-Grenze für die Ein-Personen-Zustellung. Auch ein Verbot von Subunternehmern in der Branche wird ins Spiel gebracht.
Der Marktführer DHL scheint bereits andere Wege zu beschreiten: Das Unternehmen setzt weitgehend auf eigene Beschäftigte und bietet vergleichsweise gute Gehälter. DHL investiert in Arbeitsbedingungen und unterstützt die Einführung der 20-Kilo-Regelung. Währenddessen wartet die Branche auf die Umsetzung bereits beschlossener, aber noch nicht in Kraft getretener Gesetzesänderungen. Eine entsprechende Verordnung zur technischen Unterstützung bei der Zustellung von Paketen über 20 Kilogramm lässt noch auf sich warten.

