Schnäppchenhändler Groschen-Markt meldet Insolvenz an
Preiskampf im Niedrigpreissegment
Groschen-Markt positionierte sich seit Jahrzehnten als günstige Alternative mit breitem Sortiment: von Winterdeko über Küchenartikel bis zu saisonalen Haushaltswaren. Doch das Nonfood-Geschäft gerät seit Jahren unter Druck. Filialketten wie Action und Woolworth expandieren aggressiv, während Onlineplattformen wie Temu oder Shein mit extrem niedrigen Preisen Millionen Kunden anziehen.
Hinzu kommt eine Konsumschwäche, die besonders Händler trifft, deren Margen ohnehin dünn sind. In diesem Umfeld konnte der Betreiber DEC Handelsgesellschaft die Kosten nicht mehr decken und sah sich zur Anmeldung der Insolvenz gezwungen.
Betrieb läuft vorerst weiter
Das Amtsgericht Mühlhausen bestellte Olaf Spiekermann von Brinkmann & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Er will den Geschäftsbetrieb stabilisieren und eine Sanierung prüfen. Die rund 200 Mitarbeitenden erhalten ihre Löhne bis Ende Februar über Insolvenzgeld, die Filialen bleiben zunächst geöffnet.
Spiekermann betont, Ziel sei es, Groschen-Markt fortzuführen – doch die Ausgangslage ist schwierig. Bereits in den vergangenen Wochen mussten erste Filialen geschlossen werden.
Eine der letzten ostdeutschen Handelsketten unter Druck
Groschen-Markt wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz im thüringischen Dingelstädt. Das Unternehmen betreibt knapp 50 Märkte in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg – Regionen, in denen lokale Händler lange Zeit mit überschaubarer Konkurrenz agierten.
Doch das Niedrigpreissegment hat sich dramatisch verändert. Laut dem Warenkreditversicherer Atradius stehen Nonfood-Discounter schon länger unter massivem Druck: steigende Löhne, höhere Energie- und Mietkosten sowie teurere Beschaffungsmärkte belasten die Bilanz. Dazu kommen strukturelle Trends wie Onlinekonkurrenz und verändertes Kaufverhalten.
Markt bereinigt sich – mit ungewisser Zukunft
Experten gehen davon aus, dass sich der Wettbewerbsdruck in den kommenden Jahren weiter verschärft. Internationale Billigriesen investieren massiv in neue Filialen oder Onlinekampagnen und ziehen Kunden durch aggressive Preismodelle ab. Atradius schätzt, dass langfristig möglicherweise nur wenige Anbieter im Billigsegment überleben werden.
Für Groschen-Markt ist die Insolvenz damit nicht nur ein finanzieller Einschnitt, sondern ein Symptom für den strukturellen Wandel im Discountgeschäft. Ob die Traditionskette eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob sich ein tragfähiges Sanierungskonzept findet – und ob im Verdrängungswettbewerb überhaupt noch Platz für regionale Anbieter bleibt.


