Merz entfacht Empörung in Brasilien – ein Satz, der diplomatisch teuer werden könnte
Friedrich Merz hat mit wenigen Sätzen einen diplomatischen Sturm ausgelöst. Auf einem Handelskongress in Berlin berichtete der Kanzler über seinen Besuch beim Klimagipfel COP30 in Belém – und erklärte, niemand aus seiner Delegation habe dort bleiben wollen. Was als launige Bemerkung gemeint war, traf in Brasilien einen empfindlichen Nerv: In sozialen Netzwerken reichte die Kritik von „arrogant“ bis „rassistisch“, und Rios Bürgermeister Eduardo Paes beschimpfte Merz sogar als „Hitlers Vagabunden-Sohn“.
Lula kontert – und Brasilien verteidigt seine Gastgeberstadt
Präsident Lula da Silva reagierte mit Humor: Berlin biete „nicht zehn Prozent“ der Lebensqualität von Pará, sagte er. Doch viele brasilianische Politiker griffen schärfer an. Beléms Bürgermeister nannte die Aussage „voreingenommen“, der Gouverneur „respektlos“. Für sie ist Merz' Satz weniger ein Fauxpas als ein Affront gegen eine Stadt, die sich gerade im Rampenlicht der Weltklimakonferenz präsentiert.
Berlin versucht zu beruhigen – Merz lehnt Entschuldigung ab
In Berlin wiegelt die Bundesregierung ab. Regierungssprecher Stefan Kornelius sieht keinen diplomatischen Schaden, Merz selbst lehnt eine Entschuldigung ab. SPD-Vizekanzler Lars Klingbeil findet die Aufregung überzogen und betont, Politiker sollten auch spontan sprechen dürfen. Währenddessen bemüht sich Umweltminister Carsten Schneider, mit Fotos aus dem Amazonas und Lob für die Gastgeber die Stimmung zu korrigieren.
Kritik auch aus Deutschland
Greenpeace fordert eine offizielle Entschuldigung, die Grünen verlagern die Debatte auf Merz’ klimapolitische Agenda: Man solle weniger über „onkelig-dumme Sätze“ diskutieren und mehr darüber, dass Deutschland ohne klare Linie zu fossilen Energien zur COP reise.
Ein Satz, der bleibt
Der diplomatische Schaden mag begrenzt sein. Doch der Fall zeigt, wie schnell ein beiläufiger Kommentar zur politischen Sprengladung werden kann – besonders, wenn ein Gastgeberland gerade die Weltbühne betreut und ein Kanzler ohne Not nationale Empfindlichkeiten trifft.


