Krypto-Mogul Sam Bankman-Fried wegen Betrugsvorwürfen an die USA ausgeliefert
Sam Bankman-Fried, ehemaliger Gründer und CEO der Kryptowährungsbörse FTX, wurde am 12. Dezember 2022 auf den Bahamas festgenommen und befindet sich seitdem in Haft. Dem 30-Jährigen wird laut US-Behörden einer der größten Finanzbetrügereien in der Geschichte der USA vorgeworfen. Am 19. Dezember wurde er an die Vereinigten Staaten ausgeliefert, wo er nun wegen Betrugs angeklagt wird.
Der gefallene Krypto-Mogul war dank des Bitcoin Booms und anderen digitalen Vermögenswerten zum mehrfachen Milliardär und zu einem einflussreicher politischen Einzelspender in den USA geworden. Nur in weniger als einer Woche wandelte sich seine Geschichte vom Branchenführer der digitalen Finanzwelt hin zum Branchenschurken. Er verlor sein gesamtes Vermögen, denn er war gezwungen zuzusehen, wie sein milliardenschweres Unternehmen in die Insolvenz stürzte. Die Konsequenzen daraus waren die strafrechtlichen Ermittlungen, denen er sich jetzt stellen muss.
2022 war im Allgemeinen ein sehr schlechtes Jahr für die Welt der Kryptowährungen und diejenigen, die finanziell mit der Branche verbunden sind. Der brutale Absturz der einzelnen Kurswerte führte dazu, dass die virtuelle Währung nach einer massiven Rallye im Jahr 2021 mindestens zwei Billionen Dollar an Wert verlor. Viele Anleger waren von den Wertverlusten betroffen, jene, die sie zu Anlagezwecken hielten, bis hin zu denen, die sie zum Kauf von Waren oder Währungen verwendeten um beispielsweise in Krypto Casinos zu spielen.
Der Zusammenbruch von FTX Anfang November spielte in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle bei diesem dramatischen Kurssturz, denn diese Krypto-Börse musste am 11. November nach einer Welle von Anschuldigungen den unverzüglichen Konkurs anmelden. Nach Akteneinsicht bei einem US-Konkursgericht schuldet die FTX seinen 50 größten Gläubigern fast 3,1 Milliarden US-Dollar, wobei der größte Gläubiger auf 226 Millionen US-Dollar wartet. Innerhalb von wenigen Tagen wurde Bankman-Fried von mehr einem 10 Milliarden US-Dollar Vermögen in ein tiefes Nichts gestoßen.
Dies wurde zum Katalysator für seinen Untergang, als die Staatsanwaltschaft von Manhattan ihn beschuldigte, Milliarden von Dollar an FTX-Kundeneinlagen gestohlen zu haben, um Verluste bei seinem Hedge-Fond Alameda Research auszugleichen. Er wurde auch beschuldigt, Kreditgeber und Investoren irregeführt zu haben, sich zur Geldwäsche verschworen und gegen US-Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen zu haben.
FTX hat seitdem versucht, Spenden seines früheren Managements an Politiker, Prominente und Wohltätigkeitsorganisationen zurückzufordern, während dem das Insolvenzverfahren in den USA seinen Gang nimmt. In den jüngsten Strafanzeigen hat das Justizministerium jedoch behauptet, dass die Spenden das Ergebnis von Geldwäsche waren, da das Geld effektiv von Kundenkonten abgebucht wurde und das Unternehmen wird beschuldigt, Spendengrenzen überschritten zu haben, da es die finanziellen Förderungen im Namen anderer Personen getätigt hat.
Nach Angaben der Behörden hat der schnelle Absturz der Vermögenswerte von Bankman-Fried im Kryptosektor einen angeblich schon seit Jahren andauernden Täuschung aufgedeckt, der auf die Einführung von FTX im Jahr 2019 zurückgeht. Hierbei sollen Gelder von FTX-Kunden zu seinen anderen Projekten umgeschichtet worden sein. So sollen innerhalb der drei Jahre, in denen FTX lief, mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar von Investoren missbräuchlich verwendet worden sein.
Während Bankman-Fried die Schuld beim Versagen des Risikomanagements bei FTX sieht, behauptet er zum Zeitpunkt seiner Festnahme, dass er persönlich strafrechtlich nicht verantwortlich sei. Er stimmt jedoch mit Kritikern in der Krypto-Community überein, dass er seine Geschäftsinteressen zu schnell auf einen weiten Teil der Branche ausgeweitet hat. Dabei übersah er alle Anzeichen, dass seine anderen Verpflichtungen die FTX in unruhige Gewässer steuerte.
Nachdem er zunächst gegen die Auslieferung gekämpft hatte, hat er inzwischen einer freiwilligen Auslieferung an die USA zugestimmt und behauptet, er habe seine Meinung geändert, da er die Verluste seiner Kunden wieder ausgleichen wolle. Sobald er wieder US-amerikanischen Boden betreten wird, wird er vor dem Federal District Court in Manhattan angeklagt, und so lange in Gewahrsam behalten, bis eine Kautionsanhörung stattfindet.
Wenn er für schuldig gesprochen wird, sieht die Anklage eine kombinierte Höchststrafe von 115 Jahren Gefängnis vor – obwohl es, und davon gehen die Brancheninsider aus, sehr unwahrscheinlich ist, dass er zu einer so langen Haftstrafe verurteilt wird.


