Kitas in der Schieflage: Chancenungleichheit wächst
In Deutschland zeigen sich deutliche Unterschiede in der Verfügbarkeit von Kita-Plätzen, insbesondere zwischen wohlhabenden und ärmeren Stadtvierteln. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) enthüllt, dass gerade in den sozial schwächeren Gegenden die frühe Bildung am dringendsten benötigt wird, jedoch am wenigsten zur Verfügung steht. Der Studie zufolge, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sind Chancenungleichheiten bei der lokalen Kita-Versorgung allgegenwärtig.
Seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz ab zwei Jahren im Jahr 2013 hat der Ausbau des Angebots zwar enorm zugenommen; dennoch hinkt das Angebot der stetig wachsenden Nachfrage hinterher. In insgesamt 52 Städten wurden über 2.600 Stadtviertel analysiert, und die Forscher stellten fest, dass insbesondere sozial benachteiligte Familien Schwierigkeiten haben, einen Platz zu ergattern. Eltern von etwa 300.000 Kindern suchen derzeit vergeblich nach passenden Betreuungsmöglichkeiten.
Besonders bemerkenswert sind die regionalen Disparitäten: In Heidelberg ist die Versorgungssituation vergleichsweise gut, während Städte wie Gelsenkirchen und Krefeld am unteren Ende der Rangliste rangieren. Die IW-Studie führt die ungleiche Verteilung maßgeblich auf die Konzentration konfessioneller und privat-gemeinnütziger Kitas in prosperierenden Vierteln zurück. Diese Entwicklung wird zudem durch die selbst vorgenommenen Standortentscheidungen freier Träger verstärkt. Betroffen von dieser Schieflage sind hauptsächlich Eltern mit niedrigerem sozialen Status und Migrationshintergrund, denen es schwerer fällt, sich im Informationsdschungel zurechtzufinden und die begehrten Kita-Plätze zu ergattern.
Während westdeutsche Städte zu einem gewissen Grad gegensteuern, indem sie vermehrt kommunale Kitas einrichten, zeigt sich in ostdeutschen Städten das Bild einer zunehmenden Ungleichheit. Diese Entwicklung sorgt laut den Forschern für die Reproduktion sozio-ökonomischer Ungleichheiten und erschwert den Zugang zu Bildungschancen für sozial Benachteiligte weiter. Studienautor Matthias Diermeier betont, dass die Investitionen in Kitas nicht dort ankämen, wo sie am nötigsten gebraucht werden, und warnt vor der Verfestigung der ungleichen Strukturen.
Die Befunde der IW-Studie korrelieren mit den Ergebnissen der letzten PISA-Studien, die bereits auf die großen Bildungsunterschiede in Deutschland hingewiesen haben. Das IW ruft zu verstärkten Anstrengungen auf, um die frühkindliche Bildung für alle Kinder zugänglich zu machen und somit die Grundlage für gleiche Startbedingungen im Bildungssystem zu sichern.